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Uwe Artur Jauer arbeitete mit einem speziellen Computerprogramm, um die Bohrungen punktgenau durchführen zu können.

Millimetergenaue Bohrarbeiten

Wie der neue Altstadt-Brunnen in Queller Betrieb funktionsfähig wurde

Von Ulrich Hohenhoff und
Uwe A. Jauer (Fotos)
Quelle (WB) Wenn bei dem schönen Herbstwetter der neue Brunnen in der Bielefelder Altstadt plätschert, das »Kunstwerk zum Anfassen« sich wie selbstverständlich harmonisch in das Stadtbild einfügt und von Bielefeldern und auswärtigen Besuchern als echte Bereicherung wahrgenommen wird, freut sich Uwe Artur Jauer (56).

Denn der Steinmetz- und Bildhauermeister aus Quelle hatte maßgeblichen Anteil daran, dass aus den vier Granitblöcken letztlich eine funktionsfähige Einheit geworden ist. In einer Foto-Dokumentation hat Jauer die einzelnen Arbeitsschritte von der Anlieferung über die Bearbeitung in seinem Betrieb bis zur Aufstellung festgehalten.
Die Bearbeitung der jeweils 4,5 Tonnen schweren vier Granitblöcke, die mit einem Spezialfahrzeug angeliefert wurden, »war« - so Jauer - »eine Riesenherausforderung, absolute Präzisionsarbeit war erforderlich«. Und die kostete den staatlich geprüften Restaurator so manche schlaflose Nacht, zumal die Arbeiten unter einem gewaltigen Termindruck standen. »Es ist kaum vorstellbar, welche Technik mit dem Brunnen verbunden ist, da musste millimetergenau gearbeitet werden«.
Nach der Anlieferung mussten die vier fertig polierten Brunnenteile passgenau zusammengesetzt und waagerecht ausgerichtet werden. »Die kleinste Beschädigung wäre eine Katastrophe gewesen«, beschreibt Uwe Artur Jauer die Probleme schon in der Anfangsphase. Und dann die Bohrungen: acht a 25 Zentimeter für die Lampen, 16 a 80 Millimeter für die Düsen, weitere 16 a 120 Millimeter für die Fontänen, eine a 100 Millimeter für die Mittelfontäne, eine a 150 Millimeter für den Abfluss und 48 Bohrungen für die Überläufe.
Mit Hilfe eines Computerprogramms hatte Jauer einen Plan erstellt, jeden zu bearbeitenden Punkt genau festgelegt. »Schließlich musste ja auch alles bis auf den Millimeter zu der schon fertig gestellten Brunnenstube auf dem alten Markt passen«. Mit Spezial-Diamant-Bohrkronen gingen die Spezialisten vorsichtig zu Werke. »Ein Ausrutscher und der Brunnen wäre im Eimer gewesen«, lobt Jauer die Arbeit seiner Angestellten, die den Brunnen unter einem vorsichtshalber aufgestellten Zeltdach bearbeiteten. Und als die Überläufe aus Edelstahl eingearbeitet waren, fiel allen Beteiligten ein Stein vom Herzen.
Doch die Bewährungsprobe sollte erst noch kommen. Mit einem 7-Tonner-Gabelstapler wurde der wieder in vier Teile zerlegte Brunnen auf einen Sattelzug verladen, in die Altstadt transportiert. »Der Springbrunnenbauer hatte exzellent gute Vorarbeit geleistet, die Betonplatten waren hundertprozentig in der Waage«, erinnert sich Jauer an die Aufstellung des Brunnens.
Dennoch: Die Unterseite des Brunnens war nicht plan, Unebenheiten musste mit Edelstahl ausgeglichen werden. Mit Hilfe eines hydraulischen Hebekissens wurden die vier Brunnenteile schließlich zusammen geschoben, unterhalb des Pflasters mit Edelstahlbügeln verankert, schließlich unterfüttert und mit Mörtel ausgefüllt.
»Die Fugen (heute als dunkle Naht zu erkennen) sind nur einen Millimeter stark, das war eine echte Herausforderung«, ist Uwe Artur Jauer stolz auf die gelungene Präzisionsarbeit, die Nacharbeiten wie Anpassen der Scheinwerfer, das Abdichten und die Reinigung waren dann mehr oder weniger Routine. Für den Betrieb von Uwe Artur Jauer, der seit 33 Jahren selbstständig ist, »war das einer der kompliziertesten Aufträge, die wir je hatten«.

Artikel vom 14.10.2005