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Schöne Träume, Freunde!
Warum Charlotte doch mit in den Süden fliegen will
Freunde sind Freunde, klar. Aber sie sind eben auch ganz unterschiedlich. Aber das muss eine kleine Schwalbe selbst erfahren.
»Wir sind nun mal Zugvögel, und die ziehen jeden Herbst Richtung Süden!«, sagt die Schwalbenmutter zu Schwalbenkind Charlotte. »So war es schon immer und so wird es auch immer bleiben.« Sie schlägt ihren Koffer zu und putzt mit ihren Federn die Sonnenbrille für den langen Flug.
»Ich will aber hier bleiben!«, protestiert Charlotte und hüpft trotzig auf ihren Beinen herum. All ihre Freunde bleiben den Winter über in Deutschland, nur sie soll bis zum Frühjahr verreisen. Das findet sie wirklich gemein.
»Dann fliege ich eben zu Igel Alfred und wohne so lange bei ihm«, beschließt Charlotte und segelt davon.
Die Schwalbenmutter schüttelt den Kopf und schaut ihrer Tochter hinterher.
»Hallo Alfred! Wie wär's, wenn wir den Winter zusammen verbringen?«, begrüßt Charlotte ihren Igelfreund und hat schon eine Menge Vorschläge, was die beiden so alles treiben können, wenn es draußen kalt wird und schneit.
»Kannst gerne mit in meinen Laubhaufen kriechen«, bietet Alfred an, »Aber bis zum April mache ich ein Nickerchen. Mit dem Verstecken und Fangen spielen müssen wir also warten!«
Charlotte ist verwundert, dass Alfred den ganzen Winter schlafen möchte. Sie wünscht ihm einen schönen Traum und zieht weiter zu Siebenschläfer Siegfried. »Weißt Du«, sagt dieser und gähnt dabei, »das mit dem Schlafen ist gar keine schlechte Sache. Das mache ich auch immer. Draußen ist es doch kalt, und zu fressen gibt es auch nichts mehr. Du kannst aber gerne bei mir im Erdloch bleiben und mir Geschichten vorlesen, während ich träume.«
Charlotte lehnt dankend ab. Die ganze Zeit nur Vorlesen ist ihr zu langweilig.
Wenn Alfred und Siegfried schlapp machen, wird sie eben zu Eichhhorn Theodor fliegen. Bei dem ist doch immer reichlich was los.
»Theodor, wie sieht's aus«, will Charlotte wissen und fragt, ob sie den Winter über bei ihm einziehen kann.
»Klar!«, sagt Theodor, ³Ich hab gerade meinen Kobel geputzt, und Platz genug habe ich auch für zwei. Wir können uns aneinander kuscheln und von den herrlichsten Haselnüssen träumen!« Dabei reibt er sich genüsslich seinen rotbraunen Eichhornbauch.
»Ach, Du schläfst auch?«, fragt Charlotte ein klein wenig enttäuscht. Dann wünscht sie ihm ebenfalls einen guten Traum und fliegt zu ihrer Mutter zurück.
»Ich komme doch mit«, ruft Charlotte schon von weitem. Wenn all ihre Freunde den Winter über schlafen, dann möchte sie auch nicht hier bleiben. Sie beschließt, in den Süden zu fliegen und ganz fest an ihre Freunde zu denken. Und dann wird sie ihnen Träume schicken. Sonnig warme Saharaträume, so dass es Alfred, Siegfried und Theodor auch während ihres Winterschlafes immer mollig warm haben und sie nicht vergessen.

Artikel vom 22.10.2005