13.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Rauhbein als Retter der Kinderseelen

Schauspieler Heinz Hoenig gibt traumatisierten Mädchen und Jungen neue Hoffnung

Von Christian Althoff
Minden (WB). Rauhbein mit Herz: Schauspieler Heinz Hoenig hat zum dritten Mal mit traumatisierten Kindern »Piratenferien« auf Mallorca verbracht. »Diese Arbeit bedeutet mir inzwischen mehr als die 160 Filme, die ich gedreht habe«, sagte der 54-Jährige gestern.
Schauspieler Heinz Hoenig (r.) auf der Brücke der »Poseidon« mit Schiffsführer Ulrich Wellner und Michael Schiebe, dem Geschäftsführer der Mindener Fahrgastschiffahrt. Foto: Althoff
Schauspieler Heinz Hoenig tobt mit Kindern im Wasser und lässt sie ihre schlimmen Erlebnisse für kurze Zeit vergessen.
Als Werbepartner von »Porta Möbel« war der Schauspieler zu Besuch in Ostwestfalen, wo er eine Bootsfahrt auf dem Mittellandkanal unternahm. An Bord des Fahrgastschiffes »Poseidon« erzählten Heinz Hoenig und seine Managerin Claudia Kramer von ihrem sozialen Engagement.
»Es gibt Kinder bei uns in Deutschland, die Zeugen oder Opfer von so massiver Gewalt geworden sind, dass sie sich abschotten, nicht mehr sprechen und niemanden an sich heranlassen«, sagt Hoenig, Initiator des Kinderhilfswerkes »Heinz, der Stier«. 14 dieser traumatisierten Kinder im Alter zwischen elf und 17 Jahren hatte das Ev. Jugendwerk Berlin ausgewählt und dem Schauspieler im August für eine Woche anvertraut - bereits zum dritten Mal.
Der Abenteuer-Aufenthalt auf Mallorca, zu dem eine dreitägige Bootstour auf einem 36 Meter langen Schoner gehört, dient drei Zielen: Die Kinder sollen sich aus ihrer Isolation lösen, Selbstvertrauen gewinnen und Interesse an einem Hobby finden, das sie nach ihrer Rückkehr nach Hause fortführen. »Wir unternehmen Nachtwanderungen, zelten, bauen ein Floß und seilen uns von Felsen ab. An Bord des Segelschiffes lernen die Kinder unter anderem, Seekarten zu lesen, mit einem Kompass umzugehen und sich an den Sternen zu orientieren - Fähigkeiten, die zu Hause kaum ein Gleichaltriger beherrscht«, erklärt Heinz Hoenig, der das »Piratencamp« auch mit Hilfe von Sponsoren finanziert.
»Die meisten Kinder tauen bald auf und schließen Freundschaften, die über das Camp hinaus halten«, hat Claudia Kramer beobachtet. »Wenn die Jungen und Mädchen dann noch etwas gelernt haben, auf das sie stolz sein können und das ihnen niemand mehr nehmen kann, reisen sie optimistisch nach Hause - obwohl es zum Abschied immer Tränen gibt.« Damit das »Piratencamp« neben dem Erwecken des Selbstbewusstseins eine weitere Langzeitwirkung hat, sorgen Sponsoren dafür, dass die Kinder ein Hobby fortführen können, das sie auf Mallorca kennengelernt haben. So hat das Akustik-Unternehmen Sennheiser musikbegeisterten Kindern die entsprechenden Instrumente geschenkt.
»Ich habe in meinem Leben geschuftet wie ein Pferd, aber ich habe auch Glück gehabt«, sagt Heinz Hoenig. Und ein wenig dieses Glückes wolle er den Kindern geben, die keine so gute Kindheit hatten wie er: »Wenn ich Probleme hatte, bin ich zu meinem Voltigierpferd Nelke gegangen und hab' ihm alles erzählt«, erinnert sich der Schauspieler.
Damit er und Claudia Kramer sich ganz um die traumatisierten Kinder kümmern können, übernimmt der Verein »Deutsche Kinderhilfe Direkt« Organisiationsaufgaben, verwaltet die Spenden und verhandelt mit Sponsoren. »Das, was Herr Hoenig auf Mallorca tut, ist bitter nötig, wird aber leider vom Staat nicht bezahlt«, sagt Georg Ehrmann, Vorsitzender der Kinderhilfe. Im kommenden Jahr will Heinz Hoenig deshalb gleich drei »Piratencamps« veranstalten: »Wenn du die glücklichen Augen der oft jahrelang gedemütigten Kinder siehst, dann weißt du, was du zu tun hast.«www.stier.tv

Artikel vom 13.10.2005