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Revell schickt Ronaldinho aufs Feld

Viele Spielehersteller wollen an der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mitverdienen

Von Bernhard Hertlein
Essen (WB). In der Spielebranche hat der Aufschwung schon begonnen. Nach einem eher mäßigen, weil nur stabilen Jahr 2004 zog der Umsatz der Branche in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 6,5 Prozent an. Damit haben sich die Spiele im gesamten, derzeit nur auf Vorjahresniveau liegenden Spielwarenmarkt die Pole-Position erobert.
Bei »Akaba« treiben die Spieler ihre Figur nicht mit Würfeln, sondern mit einem kleinen Blasebalg an. Das innovative Spiel von Haba wurde mit dem »Deutschen Kinderspielpreis« ausgezeichnet. Fotos: Stefan Hörttrich
Unschlagbar: Die Revell AG mit ihrer »Kick-O-Mania«-Weltauswahl von Starfußballern.

»Mit etwas mehr als 300 Millionen Euro und einem Anteil von 17,6 Prozent sind die Spiele auch die größte Warengruppe im Spielewaren-Markt«, erklärte der Vorsitzende der Fachgruppe Spiel, Ernst Pohle, gestern am Vortag der heute beginnenden Essener Publikumsmesse »Spiel 2005«. Mit 724 Ausstellern aus 30 Ländern meldet sie eine neue Rekordbeteiligung. Die Messe dauert bis Sonntag. Im Vorjahr kamen mehr als 150 000 Spieler nach Essen.
Der Verlauf des ersten Halbjahres in der Spiele-Branche zeigt, dass im Zeitalter der Globalisierung jeder von jedem lernen kann. In diesem Fall schwappte der Mega-Trend »SuDoku« aus Japan auf das »alte Europa« über. »Su« heißt Ziffer, »Doku« einzeln. Die englische »Times« berichtete Ende 2004 erstmals über das faszinierende Zahlenpuzzle.
Inzwischen drucken auch viele deutsche Zeitungen und Zeitschriften regelmäßig die fernöstlichen Zahlenrätsel. Nun springt die Spielebranche in der gesamten Breite auf die SuDoku-Welle auf. Unterschiedliche Versionen jeweils für mehrere Spieler präsentieren in Essen unter anderem die Verlage Kosmos, Ravensburger, Jumbo, Noris, Winning Moves und Clementoni.
Deutschland im Weltmeisterschaftsfieber - da kann natürlich auch die Spielebranche nicht im Abseits stehen. Der Kosmos-Verlag schickt unter anderem »Die wilden Fußballballkerle« aufs Brettspiel-Feld. Andere Verlage (Noris, Parker) bereiten sich ebenfalls auf das größte Sportereignis 2006 vor. Weit vorn aber liegt Revell. Der Modellspielzeugbauer aus dem ostwestfälischen Bünde landete mit den spielechten »Kick-O-Mania«-Actionfiguren prominenter Starfußballer einen echten Hit. Pünktlich zur Weltmeisterschaft verpflichtete das heimische Unternehmen weitere zehn Hochkaräter aus dem kickenden Personal für seine Weltauswahl, darunter den Kölner Stürmer Lukas Podolski, den Stuttgarter Torhüter Timo Hildebrand und Bremens Torjäger Miroslaw Klose. Selbst Ronaldinho und Wayne Rooney haben sich vertraglich ans Revell-Team gebunden.
Auf Pisa-Kurs bleibt die Branche mit Spielen, die einen pädagogischen Nebeneffekt haben. Neueinsteiger auf diesem Feld ist der Bildungsbücher-Verlag E1ins; sein erstes Brettspiel »Wer weiß es?« zielt vor allem auf Grundschulkinder. Aus Norwegen kommt die Idee, Sprachen spielend zu erlernen. Bei »New Amici« können Erwachsene und Kinder unterschiedlicher Herkunft zusammenspielen und jeder lernt ganz nebenbei Vokabeln und sogar ein bisschen Grammatik der anderen Sprache. Inzwischen gibt es in Berlin, Frankfurt, Aachen, Köln und mehreren anderen deutschen Städten bereits Cafés, in denen sich »New Amicis« jeweils dienstags ab 19 Uhr treffen, spielen, Spaß haben und sogar noch etwas lernen.
Am Vorabend der »Spiel« wurde gestern der »Deutsche Spielepreis« an den Autor Rüdiger Dorn für sein taktisches Legespiel »Louis XIV« (Verlag Ravensburger-Alea) über den französischen Sonnenkönig übergeben. Den »Deutschen Kinderspiele-Preis« erhielt »Akaba« (Haba) von Guido Hoffmann. Die »Goldene Feder« ging an Jens-Peter Schliemann für »Piranha Pedro« aus dem Goldsieber-Verlag. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 13.10.2005