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Raten hat
ein Ende

Literaturnobelpreis

Stockholm (dpa). Wenn es nach Elfriede Jelinek (58) geht, macht die Schwedische Akademie den US-Romancier Thomas Pynchon (68) heute zu ihrem Nachfolger als Träger des Literatur-Nobelpreises.

Der Jahr für Jahr als Favorit gehandelte Schriftsteller spiele doch in einer viel höheren Klasse als sie selbst, hatte die österreichische Schriftstellerin nach der sensationellen Vergabe im vergangenen Jahr gesagt und sich selbst mit sympathischer Selbstironie als »gute Regionalschriftstellerin« gegenüber dem »Giganten« eingestuft: »Ich kann doch den Nobelpreis nicht kriegen, wenn Pynchon ihn nicht hat.« Die scheue Jelinek war zwei Tage vor der diesjährigen Vergabe unfreiwillig wieder in Blickfeld gerückt, als der schwedische Nobeljuror Knut Ahnlund (82), wie gestern berichtet, eine wüste Attacke gegen ihr Werk ritt.
Zeitgleich mit der enormen Aufregung über diese Bombe wurde kräftig über die aussichtsreichsten Anwärter auf den diesjährigen Preis spekuliert, den Akademie-Sekretär Horace Engdahl (56) wie immer mittags um 13 Uhr im alten Stockholmer Börsenhaus verkündet. Nachdem tatsächlich zunächst Pynchon und US-Kollegen wie Don DeLillo (68), Philip Roth (72) und die Romanautorinnen Joyce Carol Oates (67) sowie Margret Atwood (65) genannt worden waren, drehte sich der Wind im Endspurt deutlich zu Gunsten von Lyrikern. Der Schwede Tomas Tranströmer (74) und der syrisch-libanesische Lyriker Adonis (75) gelten danach als die Kandidaten mit den besten Aussichten.

Artikel vom 13.10.2005