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Wachstum nur noch im Ausland

Frankfurter Buchmesse erwartet vom 19. Oktober an Rekordbeteiligung

Von Thomas Maier
Frankfurt/Main (dpa). Joanne K. Rowling hat es nicht nötig, auf der Buchmesse für den sich gigantisch verkaufenden neuen Harry-Potter-Band zu werben. Doch auch ohne die britische Erfolgsautorin kann die weltgrößte Bücherschau mit einem Superlativ aufwarten. Mit mehr als 7000 Ausstellern aus etwa 100 Ländern erwartet die Messe vom 19. bis 23. Oktober eine Rekordbeteiligung.
Bedeutender Lyriker seines Landes: Ko Un.Fotos: dpaGroße Dame der Gegenwartsliteratur: Pak Wanso.

Etwa 1000 Schriftsteller kommen. Darunter sind Altstar Ken Follett, der britische Kult-Autor Nick Hornby oder Asterix-Erfinder Albert Uderzo. Doch ihren Zuspruch verdankt die Bücherschau, die mit 270 000 Besuchern rechnet, schon lange nicht mehr dem eher stagnierenden klassischen Buchgeschäft.
Konsequent wird seit mehreren Jahren der Ausbau zur Medienmesse vorangetrieben. In einer Kooperation mit der Berlinale soll die Bücherschau auch zum Handelsplatz für Film- und Fernseh-Stoffe werden. Darüber wird Regisseur Wim Wenders auf der Messe diskutieren. Die Schauspielerinnen Franka Potente und Heike Makatsch wiederum stellen sich als debütierende Buchautorinnen vor.
Zum ersten Mal gibt es auch eine Kooperation mit Spielwarenherstellern. Diese werden Spiele oder Lizenzprodukte zu Buchgestalten anbieten. Und sogar »König Fußball« hat es auf die Buchmesse geschafft: Ein halbes Jahr vor der WM in Deutschland geht es in Lesungen und Diskussionen um die Verbindung von Literatur, Kultur und Fußball.
Während die Buchmesse dieses Jahr ein Plus von über sechs Prozent bei den Ausstellern anvisiert, ist die Buchbranche insgesamt schon zufrieden, wenn sie 2005 ein leichtes Plus erzielt. Immerhin hat es von Januar bis September nach Zahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ein Umsatzplus von knapp über zwei Prozent gegeben - darin ist der Harry-Potter-Effekt von Anfang Oktober noch gar nicht berücksichtigt.
Allerdings öffnet sich im Buchhandel die Schere zwischen den florierenden Branchenführern wie Thalia, Weltbild oder Hugendubel und den eher darbenden kleinen Buchhandlungen immer weiter.
Die Buchmesse kann angesichts der Konsolidierung der Branche im Inland praktisch nur noch im Ausland wachsen. Für den englischsprachigen Raum ist Frankfurt seit langem die wichtigste Adresse - angeführt von den USA und Großbritannien sind allein 1500 Verlage aus diesem Sprachraum vertreten. Potenzial gibt es dagegen noch in Fernost. Der neue Buchmessen-Chef Juergen Boos - seit April im Amt - will Frankfurt deshalb auch für die asiatischen Länder zum unverzichtbaren Treffpunkt machen.
Deshalb ist die Messe mit ihrem diesjährigen Gastland Korea auch ganz glücklich. Zwar gilt die in Deutschland noch weitgehend unentdeckte koreanische Literatur als eher spröde. Doch der »Tigerstaat« - im internationalen Buchmarkt weltweit die Nummer sieben - ist für deutsche Bücher einer der wichtigsten Lizenzabnehmer geworden. Goethe und Schiller genießen dort einen exzellenten Ruf.
Die ehrgeizigen Südkoreaner - der kommunistische Norden wollte sich nicht beteiligen - sehen die Einladung als Herausforderung. Mit 15 Millionen Euro investieren sie mehr als jedes Gastland zuvor in Lesungen und Ausstellungen oder Konzerte, um sich als Kulturnation zu profilieren. 40 koreanische Autoren, die schon seit mehreren Monaten durch Deutschland touren, sind in Frankfurt. Kaum bekannt ist, dass der Buchdruck mit beweglichen Metall-Lettern von buddhistischen Mönchen in Korea im 14. Jahrhundert und damit lange vor Gutenberg erfunden wurde.
www.buchmesse.de

Artikel vom 13.10.2005