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Überfall tschetschenischer Rebellen

Folge des totalen Krieges


Russlands Präsident hat seine Soldaten aufgefordert, die tschetschenischen Kämpfer in Naltschik »auszulöschen«. Bewaffnete, die sich in der Hauptstadt der kaukasischen Republik Kabardino-Balkarien den Anordnungen widersetzten, müssten »eliminiert« werden. Auslöschen, eliminieren: Das ist die Sprache eines totalen Krieges.
Die Bilder des Theaters von Moskau, der Schule von Beslan und nun wieder der toten Polizisten und Zivilisten in Naltschik vor Augen kann man die Sprache Wladimir Putins für einen Augenblick sogar verstehen. Doch am Ende des Tages, wenn die russischen Streitkräfte mal wieder unter großen Opfern gesiegt und an unschuldigen Zivilisten ihre Rache geübt haben, gibt es im Armenhaus Tschetschenien nicht weniger, sondern mehr Terroristen.
So war beispielsweise die Untergrundorganisation »Jarmuk«Ênach russischen Geheimdienstangaben seit Jahresanfang »eliminiert«. Nun kamen ihre bis zu 200 Kämpfer in Naltschik offenbar aus dem Nichts.
Das traurigste Ergebnis der Kompromisslosigkeit Moskaus ist, dass alle Politiker und Menschenrechtler Tschetscheniens, mit denen Putin mal einen Kompromiss hätte schließen können, heute tot oder geflohen sind. Bernhard Hertlein

Artikel vom 15.10.2005