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Jetzt ist aber Schluss mit Lustig

Nach 25 Jahren geht im ZDF eine Ära zu Ende: Peter hört endgültig auf

ZDF, Sonntag, 10.45 Uhr: Mit dem ersten »Löwenzahn«-Spielfilm »Die Reise ins Abenteuer« feiert das Zweite an diesem Wochenende den 25. Geburtstag des Kinderklassikers. Doch ob allen Fans wirklich nach Feiern zu Mute ist?
Jetzt heißt es auch für Peter: Abschalten!

Moderator Peter Lustig, bekannt durch seinen blauen Overall und den Bauwagen, geht aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Der 67-Jährige hat noch zehn weitere Folgen vorproduziert, die bis Ende nächsten Jahres ausgestrahlt werden. Das ZDF hat sich auf die Suche nach einem Nachfolger begeben.
Die erste »Löwenzahn«-Sendung wurde im Sommer 1980 produziert und 1981 ausgestrahlt. Seitdem wurden etwa 200 Folgen gezeigt. Im 70 Minuten langen Jubiläumsfilm wollen Immobilienhaie ihn aus seinem lauschigen Schrebergärtchen samt Wohnwagen verdrängen und bieten lockend zum Tausch ein Schloss an. Das erweist sich als elende Bruchbude. Bevor jedoch Peter den Gaunern das Handwerk legen kann, wird den Zuschauern erklärt, was eigentlich ein Schloss ist und wie es sich aus der Form der Burg entwickelt hat, wie man mit Pferden umgeht und wie ein Fahrtencomputer funktioniert.
Vergnügen plus Spannung plus Belehrung ohne Oberlehrer-Zeigefinger: Diesem Rezept bleibt Lustig auch im Film »Die Reise ins Abenteuer« treu. »Andere Kindersendungen wie »Die Sendung mit der Maus« oder die »Sesamstraße« gehen andere Wege, sind rascher, bunter, mehr auf Videoclip hin getrimmt«, sagt Lustig. »Ich bleibe bei einer etwas behäbigen, langsamen Erzählweise.« Das Publikum habe es ihm mit guten Quoten gedankt, »obgleich ich nie nach Quote geschielt habe. Ich habe immer so getan, als sei ich mein eigener Zuschauer. Ich glaube, diese Art von Ehrlichkeit hat die Kinder erreicht, und die haben sie mir gedankt.«
Die Botschaft seiner Erklärsendung erläutert Lustig so: »Seid wach, seid neugierig! Was zu lernen, zu erfahren, macht Spaß.« Kleine thematische Träume sind dabei offen geblieben: »Ich wäre so gern mal auf den Mond geflogen.« Andere Themen blieben ausgespart: »Von Geld verstehe ich nichts. Deshalb kam es auch nie in einer Sendung vor.« Dem Ruhestand sieht er gelassen entgegen: »Ich habe vier Enkelinnen, drei Hunde, einen riesigen Hobbyraum. Dafür werde ich mehr Zeit haben, hoffe ich.«
Das Casting für die Lustig-Nachfolge ist schon angelaufen: Ein Mann soll es sein, nicht zu jung, ab Mitte 30, möglichst ein professioneller Schauspieler - während Lustig solche Ambitionen stets geleugnet hat: »Ich kann nur eine Rolle spielen: mich selbst.« Die Bewerber dafür drängen sich geradezu. »Die »Löwenzahn«-Moderation scheint für viele eine Art Traumjob zu sein«, heißt es von der Redaktion.

Artikel vom 15.10.2005