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Lage auf dem Ausbildungsmarkt
in OWL hat sich verschlechtert

Bundesweit sind noch 40 900 Bewerber ohne Lehrstelle

Bielefeld/Berlin (WB/dk/dpa). Während bundesweit weniger Jugendliche auf Lehrstellensuche sind als im Vorjahr, hat sich die Situation in Ostwestfalen-Lippe verschlechtert.
Diese jungen Leute haben einen Ausbildungsplatz gefunden. Erneut wurde gestern deutliche Kritik an der Schulbildung vieler Jugendlicher geübt. 100 000 von ihnen verließen jedes Jahr ihre Schule ohne Abschluss.Die unversorgten jungen Leute sollen bis Jahresende nachvermittelt werden.

Den vier Agenturen für Arbeit in Bielefeld, Detmold, Herford und Paderborn wurden in den letzten zwölf Monaten 11218 Ausbildungsplätze gemeldet, 1280 weniger als im Vorjahr. In Ostwestfalen-Lippe sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Bielefeld noch 1840 Bewerber ohne Lehrstelle. »Das ist eine unerfreuliche Bilanz«, fasste der Leiter der Agentur für Arbeit, Peter Glück, gestern die Ergebnisse zusammen.
Nicht nur im Bundes-, sondern auch im Landesdurchschnitt hat der Regierungsbezirk Detmold mit großen Problemen zu kämpfen: Die Zahl der angebotenen Stellen ging um 10,2 Prozent zurück, in ganz NRW aber nur um 8,4 Prozent. Glück beklagte eine wachsende Gruppe von »Altbewerbern«, die sich seit Jahren vergeblich um eine Ausbildungsstelle bemühen. Bundesweit suchten zum Stichtag 30. September 3200 Jugendliche weniger als im Vorjahr einen Ausbildungsplatz.
Laut Lehrstellenbilanz 2005, die gestern von der Bundesregierung und den Wirtschaftsverbänden vorgestellt wurde, sind 40 900 Männer und Frauen noch unversorgt. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sowie die Spitzenvertreter der Wirtschaft bezeichneten dennoch das vor zwei Jahren vereinbarte »Bündnis für Ausbildung« als »großen Erfolg«. Damit seien viele zusätzliche Ausbildungsplätze mobilisiert und die Situation gegenüber den Vorjahren deutlich entspannt worden.
Mit 40900 Unversorgten zählen die Arbeitsämter zum gesetzlichen Stichtag 30. September diesmal 3200 Jugendliche weniger ohne Lehrstelle als im Vorjahr. Die Unversorgten sollen bis Jahresende nachvermittelt werden oder eine einjährige Einstiegsqualifikation erhalten. Clement wie auch der Präsident des Deutschen Industrie und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun, zeigten sich zuversichtlich, dass dies auch in diesem Jahr gelinge.
Insgesamt haben Wirtschaft und Verwaltungen den Arbeitsämtern in den vergangenen zwölf Monaten 471500 Ausbildungsplätze zur Vermittlung angeboten. Das sind 48400 oder 8,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Gesamtangebot sank damit im vierten Jahr in Folge, obwohl im Rahmen des Bündnisses für Ausbildung 2005 mehr als 50000 zusätzliche Qualifikationsplätze eingeworben werden konnten.
Clement wie auch die Wirtschaftsvertreter plädierten dafür, den im Vorjahr für drei Jahre abgeschlossenen Ausbildungspakt auch über 2006 hinaus fortzusetzen. Braun wie auch Clement verwiesen darauf, dass heute bereits in vielen Berufen Fachkräfte fehlten und der Ausbildungspakt dann zu einem »Fachkräftepakt« umgewidmet werden könne. Darüber müsse die neue Regierung entscheiden.
In Ostwestfalen sei die Lage »sehr angespannt«, sagte gestern der Geschäftsführer Berufliche Bildung der IHK in Bielefeld, Swen Binner. Bei einer aktuellen Umfrage von Mitgliedsbetrieben zu den Ausbildungshemmnissen hätten die meisten Unternehmer die Verunsicherung durch die flaue Konjunktur und mangelnde Reife von Bewerbern genannt.
Die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld wird im November drei neue Lehrstellenwerber einstellen. Außerdem will sie die Pläne von NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann für ein »Werkstattjahr« unterstützen. Dabei können Jugendliche, die bei der Lehrstellensuche leer ausgingen, den Alltag in Betrieben kennenlernen. Elmar M. Barella von der Handwerkskammer bezifferte gestern die Zahl der verfügbaren Plätze in OWL mit 1200.
Seite 4: Kommentar
Wirtschaft: Bericht

Artikel vom 13.10.2005