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Mit Axt und
Säge gegen
»Einwanderer«

GAB-Projekt räumt im Forst auf

Von Elke Wemhöner
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Die »Integration« des Einwanderers aus Nordamerika ist perfekt gelungen - aber mittlerweile entwickelt sich die »Amerikanische Traubenkirsche« zu einem großen Problem der Forstwirtschaft. Gegen sie gibt es nur ein Mittel: entfernen mit Stumpf und Stiel. Ein GAB-Projekt hat diese Aufgabe im städtischen Forst übernommen und schafft damit 20 Ein-Euro-Jobs.

15 Köpfe zählt die Gruppe, die unter Leitung des Forstingenieurs Gerhard Weinhold-Markus seit Ende September im Waldgebiet am Senner Hellweg im Einsatz ist. Hier hat sich die ursprünglich aus Nordamerika stammende Pflanze breit gemacht, beginnt schon, einheimische Pflanzen zu verdrängen.
Für Herbert Linnemann, den städtischen Forstbeamten, ist es höchste Zeit, gegen die Traubenkirsche vorzugehen. Stellenweise hat sie schon ein dichtes Gebüsch gebildet, dass vom Menschen kaum noch zu durchdringen ist. »In Einzelfällen kann es mehrere Meter hoch werden.« Und damit wird das Problem deutlich: die schnell wuchernde Traubenkirsche die im 19. Jahrhundert eingeführt wurde und sogar einmal zur Waldrandgestaltung angepflanzt wurde, lässt die heimische Flora nicht mehr hochkommen. Die schwarzen Früchte werden von Drosseln gern gefressen und - über die wieder ausgeschiedenen Fruchtsteine - verbreitet. Die pflanzenfressende Waldtiere verachten Triebe und Blätter. Der städtische Umweltbetrieb verfügt allerdings nicht über genügend Mitarbeiter, um konsequent gegen den »Einwanderer« vorzugehen. Nur wenn ein Bereich aufgeforstet wird, sind gründliche Rodungsarbeiten möglich.
Als Franz Schaible, Geschäftsführer der GAB (Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung) von diesem Problem hörte, entwickelte er mit dem Leiter der städtischen Forstabteilung, Volker Brekenkamp, das Konzept für ein Arbeitslosen-Projekt und schließlich wurde offiziell eine Kooperation zur »Begleitwuchs-Regulierung« zwischen dem Städtischen Umweltbetrieb und der GAB vereinbart.
»Wir haben den Fachmann Gerhard Reinhold-Markus eingestellt, der die Teilnehmer anlernt und die Leitung des Projektes hat«, erläutert Franz Schaible. Die Agentur ArbeitPlus benannte Arbeitslose, die nach Überprüfung der Eignung - auch in einem Vorstellungsgespräch - für den Ein-Euro-Job ausgewählt wurden.
20 Plätze stehen zur Verfügung, 12 Männer und drei Frauen sind im Einsatz - auf freiwilliger Basis. Aber in dem Bewusstsein, etwas zu tun und auch mit der stillen Hoffnung, sich weitere Qualifikationen zu schaffen. »In Garten- und Landschaftsbaubetrieben können solche Mitarbeiter unterkommen«, sieht auch Herbert Linnemann Perspektiven. Zumal die Projekt-Teilnehmer unter anderem den Umgang mit der Motorsäge lernen. Das anhaltend schöne Oktoberwetter bietet derzeit beste Voraussetzungen für den Waldeinsatz. Für schlechtere Witterung steht ein Bauwagen zur Verfügung und eine Unterkunft der Gruppe konnte unweit des Krackser Bahnhofs geschaffen werden.

Artikel vom 12.10.2005