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Bei Verdacht fühlen, sehen oder kippen

Kripo warnt vor Falschgeld in immer besserer Qualität - viele »falsche Fuffziger« im Umlauf

Von Jens Heinze
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). In der Großstadt kursiert Falschgeld in immer besserer Qualität. Da bietet selbst die UV-Licht-Lampe neben der Ladenkasse bei der Banknotenkontrolle keine Sicherheit mehr. Fast perfekt nachgemachte Blüten leuchten beim Sicherheitscheck auf wie die echten Euro-Banknoten.

In den vergangenen zwei Jahren sind die Falschgeldaufgriffe in Bielefeld rasant gestiegen. Kriminalkommissarin Sonja Pergande (29) vom Betrugskommissariat der Kripo: »Im Jahr 2003 gab es 345 Fälle, und 2004 kam dann der rasante Anstieg auf 845 Fälle.« Mittlerweile habe sich die Lage wieder etwas beruhigt, räumt die Fahnderin, die seit zwei Jahren gegen die Fälscherbanden aus Osteuropa ermittelt, ein. In diesem Jahr seien bislang 293 Falschgeldfälle in der Kripostatistik verzeichnet worden.
Grund zur Entwarnung besteht laut Kommissarin Pergande trotzdem nicht. Die Hauptsaison der Falschgeldbanden komme erst noch, versichert die Kripobeamtin. Zur Vorweihnachtszeit, wenn sich in den Kaufhäusern die kauflustigen Kunden in langen Schlangen vor den Kassen drängen, versuchten die Kriminellen besonders gerne, ihre »Blüten« im hektischen Trubel abzusetzen. Dabei würden gerne Kleinigkeiten für wenige Euro gekauft, um mit der falschen Banknote möglichst viel echtes Wechselgeld zu kassieren. Sonja Pergande: »Den Spitzenwert an Falschgeld aus dem vergangenen Jahr werden wir in Bielefeld wohl nicht mehr erreichen. Aber die Fallzahl aus dem Jahr 2003 wird wohl noch deutlich übertroffen werden.«
Meistgefälschte Banknote ist übrigens der 50-Euro-Schein, der gebräuchlichste unter den größeren Nennwerten. Um zu prüfen, ob ein Schein echt ist, rät Kommissarin Pergande dringend vom Blick auf das Wasserzeichen ab: »Das hat heute jede einigermaßen gute Fälschung.« »Im Verdachtsfall fühlen, sehen oder kippen« lautet stattdessen der Ratschlag der Fahnderin - die Papierqualität fühlen, die Banknote ansehen und wegen des Farbspiels bei echtem Geld gegen das Licht kippen (siehe Infokasten »Blütenprobe«).
Die meisten Bielefelder »Blüten« fallen nicht auf - weder in Geschäften noch bei hiesigen Bankfilialen. Die hiesige Zweigstelle der Deutschen Bundesbank fische den Großteil des Falschgeldes beim Sicherheitscheck mit (geheimen) Mitteln heraus, berichtet die Fachfrau vom Betrugskommissariat. Doch wenn diese »falschen Fuffziger« die Kripo erreichen, sind sie für die Ermittler wertlos. Die Polizei braucht Zeugen, um die Täter zu überführen, sagt Kommissarin Pergande. Und die besten Zeugen sind immer noch die Kassierer, die Alarm schlagen, wenn ihnen jemand Falschgeld überreicht.

Artikel vom 12.10.2005