15.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vor dem Einkauf an
den Heimflug denken
Souvenirs aus Südafrika sind oft zu sperrig
Südafrikas beliebteste Touristensouvenirs sind der Alptraum der Fluggesellschaften. Jeden Abend, wenn die Urlauber am Flughafen Johannesburg in Richtung Heimat einchecken, setzt er aufs Neue ein.
Hartnäckig versuchen Passagiere, bis zu zwei Meter lange Holz-Giraffen oder kompakte Flusspferde als Handgepäck an Bord zu schmuggeln. Sie gelten als der letzte Schrei, wenn es um Exotik für den häuslichen Hof geht - und lösen beim Einchecken Verzweiflung aus. Das Bodenpersonal verdreht die Augen, die Passagiere setzen auf Glück, drohen oder flehen.
Immer wieder branden erregte Diskussionen auf, wenn Urlauber das Schnäppchen vom Flohmarkt nicht hergeben wollen. »Wir erleben das tagaus, tagein«, klagt Lufthansas Stationsleiter in Johannesburg, Rolf Pilgram. Vielfach verweisen die stolzen Giraffenbesitzer darauf, dass die Tiere innerhalb der Gewichtsbeschränkung liegen - ohne einzusehen, dass deren Länge für die Flugzeugkabine überdimensioniert sein könnte. Und die bis zu 20 Kilogramm schweren Holz-Flusspferde werden oft mit schiefer Schulter als leichtes Handgepäck eingecheckt: Die Länge liegt ja innerhalb der Toleranzgrenze.
Pilgram: »Das Schlimms- te ist: Die Figuren werden auch in den Duty-Free-Geschäften hinter den Check-in-Schaltern zum Kauf angeboten.« Meist muss das Bodenpersonal noch vorm Betreten des Flugzeugs aktiv werden. Die Statuen wandern dann ins Frachtabteil. Doch dort lauert weiteres Ungemach: Die zierlichen Beine und Ohren der Giraffen drohen abzubrechen. Thomas Grunwald kann ein Lied davon singen. Der bei Südafrikas nationaler Fluggesellschaft South African Airways (SAA) für Kundenbeschwerden zuständige Sachbearbeiter bekommt deswegen immer wieder Klagen auf den Tisch.
»Wir haben die unangenehme Pflicht, die Besitzer über die traurige Realität aufzuklären.« Denn sofern keine besondere Versicherung für die langbeinigen Grazien abgeschlossen wurde, gibt es keinen Anspruch auf Entschädigung. Und die lohnt sich kaum angesichts des Wertes der Figuren, für die zum Leidwesen der Umweltschützer auch zahlreiche Edelholzbäume gefällt werden.
Die redegewandten Händler verstehen es meist, Transportbedenken der Käufer vom Tisch zu wischen. Das Erwachen setzt dann oft am Flughafen ein. Doch viele Airlines versuchen, kulant zu sein. Etliche Souvenirs reisen - oft inklusive Holzwurm - als Sperrgepäck mit. dpa

Artikel vom 15.10.2005