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Nadines Traum
von der WM

Bollmeier in der Champions League

Von Ingo Notz
Herleen/Espelkamp (WB). »An den einen Ball werde ich sicher noch länger denken. Schade, schade, schade.« Von allen Seiten gab es nur Lob - nur Nadine Bollmeier selbst war nicht ganz zufrieden. Als erste Tischtennis-Spielerin aus OWL feierte die 24-Jährige mit ihrem holländischen Club TTV Fürst Manderveld jetzt ihre Premiere in der Champions League - gegen den TV Busenbach.

Im mitreißenden Prestigeduell mit dem deutschen Shootingstar des Welttischtennis 2004, Kristin Silbereisen, hatte die Studentin echte Siegchancen. Im vorentscheidenden dritten Satz vergab sie mehrere Satzbälle, davon einen »Elfmeter« - und unterlag der Weltranglisten-45. unglücklich 16:18. Ihre knappe 1:3-Niederlage besiegelte das 0:3 ihres Teams gegen den favorisierten Deutschen Meister Busenbach.
Nadine war trotz der starken Leistung im besten Match des Abends nicht ganz zufrieden: »Als das Spiel zu Ende war, hatte ich zuerst das Gefühl, eine Chance vertan zu haben.« Ihr Coach Hans Lingen war dennoch sehr angetan: »Sie hat gut gespielt, unkompliziert - und man darf nicht die große Qualität der Gegnerin vergessen!« In der Vorrunde der Champions League ist nach dem ersten Spiel noch alles offen, allerdings muss das Bollmeier-Team nächste Woche gegen Linz möglichst gewinnen: »Ich glaube schon, dass wir eine realistische Chance auf den zweiten Platz in der Gruppe haben«, peilt die Ostwestfälin die Qualifikation für das europäische Viertelfinale an.
Nicht nur, weil sie in der holländischen Nationalliga erst ein Spiel verloren hat, ist auch die sportliche Leitung mit dem Neuzugang glücklich: »Nadine ist jung, sympathisch, hat eine gute Ausstrahlung. Wir sind sehr zufrieden mit ihr -Ê und die Zuschauer sind es auch«, lächelt TTV-Manager René Daniels, stolz auf seinen Publikumsliebling. Warum die Ostwestfälin, die als erste deutsche Nationalspielerin in die Niederlande gewechselt ist, das in so wenigen Wochen werden konnte, verrät ein Fan: »Viele andere spielen auch gut, aber Nadine spielt auch sehr attraktiv, einfach super.«
In den Niederlanden tritt die Studentin mit der Ex-Europameisterin Ni Xia Lian und der Weltranglisten-Elften Gao Jun an, weitere internationale Spitzenspielerinnen wie Russland Jana Timina oder Ex-Studentenweltmeisterin Fang Yin Wei komplettieren das Aufgebot. »Für Nadine ist es nur gut, dass sie hier mit der Weltspitze zusammen ist, sie kann davon lernen und sich verbessern«, hofft Manager Daniels, die Deutsche so längerfristig halten zu können - wenn er den Etat für eine weitere Saison stemmen kann. Alternativen gibt es für Bollmeier auch aus der Bundesliga genug. Zeit also, sich erstmal auf die internationale Karriere zu konzentrieren, im Klartext: ein heißer Herbst mit German Open und Swedish Open. Das Fernziel ist ein Traum: die WM 2006 in Bremen.
»Mal sehen, was ich bei den German und Swedish Open spielen werde. Die Teilnahme an der WM wird schwer, ist aber nicht unmöglich. Die Trainer haben gesagt, dass einige Plätze fest vergeben seien, aber alle anderen noch Chancen hätten.« Gute Leistungen in der Champions League sind auf dem Weg dahin sicher nicht gerade ein Nachteil. . .

Artikel vom 15.10.2005