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»Für mich wird
ein Traum wahr«

SCP: Kruse freut sich auf die Arena

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Die Nummer 1 auf dem Rücken, aber meist nur auf der Bank und nie so richtig dabei: So verlief der Zweitliga-Karriere für Lukas Kruse bis zum 18. September. In Rostock machte der 22-jährige Torhüter des SC Paderborn 07 sein erstes Zweitligaspiel, am Freitag (19 Uhr, Allianz Arena) folgt beim TSV 1860 München das Fünfte in Folge.

»Was Besseres gibt's nicht. Von einem Pflichtspiel in der Allianz Arena träumt zurzeit doch fast jeder Fußballspieler in Deutschland. Ich hoffe nur, dass das Spiel für uns auch traumhaft endet«, sagt Kruse, der eine ganz besondere Anspannung aber noch nicht spürt: »Das Kribbeln kommt. Spätestens dann, wenn wir zum ersten mal den Rasen betreten.«
Mehr als 30 000 Zuschauer erwarten die Münchener »Löwen«, etwa zehn Prozent davon werden aus Paderborn kommen. Für den ehrgeizigen kleinen Zweitliga-Neuling von der Pader (nur 500 Mitglieder) eine neue Bestmarke, was Besuche der eigenen Fans in der Fremde angeht. Eine Woche später, im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig, wird auch der Zweitliga-Rekord im Hermann Löns-Stadion fallen. Etwa 8000 Zuschauer erwartet der Überraschungsdritte dann. Zahlen, die auch Kruse imponieren: »Vor zwei Jahren haben wir noch vor 2000 Besuchern gespielt. Jetzt sind wir aufgestiegen, greifen vorne mit an und bauen auch noch ein neues Stadion. Hier bewegt sich eine ganze Menge, da macht es Spaß, dabei zu sein.« Der für Paderborner Verhältnisse rasant ansteigende Zuschauerzuspruch ist das Resultat eines fast unglaublichen sportlichen Aufstiegs. Nach achten Spieltagen steht der SCP mit 15 Punkten auf einem Aufstiegsplatz, einer der Garanten für den Höhenflug heißt Lukas Kruse.
Dabei begann seine Zweitliga-Laufbahn alles andere als viel versprechend. Im Ostseestadion lag nach 69 Sekunden der erste Ball im eigenen Netz. Das Spiel ging mit 0:2 verloren, Kruses Heimpremiere gegen die SpVg. Greuther Fürth (1:2) ebenfalls. Doch mittlerweile ist die Bilanz ausgeglichen. Es folgten zwei glanzvolle Auftritte bei Dynamo Dresden (2:0) und gegen die Offenbacher Kickers (4:1) und die Rückkehr auf einen Spitzenplatz. Ein Aufstieg, den der Keeper ganz gelassen zur Kenntnis nimmt: »Das ist nur eine Momentaufnahme. Wichtig ist für uns, dass wir im Mai 40 Punkte auf dem Konto haben.«
Ob auch die mit einem Keeper Kruse im Tor gesammelt werden? »Ich bin jetzt in der Situation, die ich immer haben wollte, denn ich habe alles selbst in der Hand«, sagt er selbst. Das gilt zumindest für die neue Konkurrenz. Seit dieser Woche testet der Klub mit Sven van der Jeugt (25) einen Belgier zwischen den Pfosten, am Wochenende wird noch ein Schwede kommen. Der Bessere erhält einen Vertrag bis zum Sommer 2006 und einen Platz auf der Bank. »Lukas bleibt im Tor«, stellt Trainer Jos Luhukay klar.
Richtig spannend im Kampf um den einen Platz im Kasten wird es aber, wenn Stephan Loboué (Dehnung des hinteren Kreuzbandes) im Januar zurückkehrt. Der trägt zwar nur die 14, war vor seiner Knieverletzung aber die unumstrittene Nummer 1. »Ich werde es ihm so schwer wie möglich machen«, gibt sich Kruse kampfbereit. Zwei Argumente, die bislang gegen das Paderborner Eigengewächs sprachen, zählen dann nicht mehr: zu wenig Erfahrung und mangelnde Spielpraxis.

Artikel vom 13.10.2005