12.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Abenteuer Weltraum beendet

US-Millionär Olsen kehrt zurück zur Erde - Krikaljow mit neuem Rekord

Moskau/Washington (dpa). Der amerikanische Weltraumtourist Greg Olsen und die abgelöste Besatzung der Internationalen Raumstation ISS sind gestern wohlbehalten auf die Erde zurückgekehrt.
War schon mehr als zwei Jahre im All: Sergej Krikaljow.

Nur drei Stunden nach dem Abkoppeln von der ISS landete ihr russisches Sojus-Raumschiff um 3.09 Uhr mitteleuropäischer Zeit in der Steppe von Kasachstan. Binnen Minuten fanden die Mitarbeiter der russischen Raumfahrtagentur die Kapsel der Raumfahrer Sergej Krikaljow, John Phillips und Olsen. Der amerikanische Unternehmer Olsen (60), der sich das zehntägigen, Weltraumabenteuer für 20 Millionen US-Dollar gegönnt hatte, überstand die Landung gut. Er habe gelächelt, als er aus der engen Kapsel befreit wurde, noch an der Landestelle eine Birne gegessen und mit den Rettungskräften über das »unglaubliche Erlebnis« geredet habe, teilte die Flugleitzentrale bei Moskau mit.
Sein Landsmann, der US-Astronaut John Phillips, sei nach mehr als sechs Monaten im All bei der Landung allerdings ohnmächtig geworden. Mit Riechsalz machte ein Arzt den Mann an Ort und Stelle wieder munter. »Direkt nach dem Aufprall spüren die Raumfahrer oft ihre Erschöpfung«, sagte der Mediziner Waleri Bogomolow. Dies sei nicht Besorgnis erregend, zumal sich der Kreislauf der Raumfahrer ja über Monate an die Schwerelosigkeit im All gewöhnt habe.
Einer besonderen Belastungsprobe war daher der russische Kosmonaut Sergej Krikaljow ausgesetzt. Er kehrte als doppelter Rekordhalter auf die Erde zurück. Bei der Rekordzahl von sechs Aufenthalten im All hat er dort 803 Tage verbracht, mehr als jeder andere Raumfahrer. Trotzdem zeigte er sich nach der gestrigen Landung in Kasachstan recht stabil. Gegen Mittag trafen die drei Rückkehrer schließlich mit dem Flugzeug in Moskau ein.
Krikaljow und Phillips hatten gemeinsam 179 Tage auf der ISS gearbeitet. Sie wurden von William McArthur aus den USA und Waleri Tokarew aus Russland abgelöst, die nun ihrerseits sechs Monate im All bleiben.
Neben den beiden sollte eigentlich auch der deutsche Astronaut Thomas Reiter in der ISS forschen und arbeiten. Wegen der andauernden Probleme der US-Raumfahrtbehörde NASA mit den Space Shuttles war der Starttermin für den Deutschen aber mehrfach verschoben worden. Reiter soll jetzt als Passagier bei dem geplanten Shuttle-Start im Mai 2006 zur ISS reisen. Ursprünglich hatte der Deutsche darauf gehofft, mit der russischen Sojus-Kapsel zur Internationalen Raumstation fliegen zu können. Die notorisch unter Geldmangel leidende russische Weltraumagentur hatte jedoch dem zahlenden Gast aus Amerika den Vortritt gegeben.
Olsen hatte als erster Nichtfachmann auf der ISS auch an wissenschaftlichen Experimenten mitgewirkt. Die russische Raumfahrt wolle in Zukunft verstärkt »kommerziellen Forschungsreisenden« einen Platz geben, nicht mehr reinen Touristen, sagte Nikolai Sewastjanow vom Raketenbaukonzern Energija. Olsen war nach seinem Landsmann Dennis Tito und dem Südafrikaner Mark Shuttleworth der dritte zahlende Gast im All.

Artikel vom 12.10.2005