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Klinsmann hat
Trainer-Spaß

Zwanziger spürt: DFB-Coach bleibt

Hamburg (dpa). Jürgen Klinsmann sieht seine berufliche Zukunft über die WM 2006 hinaus als Fußball-Coach, und DFB-Chef Theo Zwanziger glaubt an ein langfristiges Engagement des Bundestrainers.
»Ich spüre, dass er beim DFB weitermachen will«, sagte Zwanziger und äußerte sich zuversichtlich, dass Klinsmann nach der WM 2006 seinen Job beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) fortsetzt. »Man merkt, dass ihm die Tätigkeit große Freude bereitet, dass er darin aufgeht. Er beschäftigt sich gedanklich auch mit der Zukunft des DFB«, sagte der Geschäftsführende Präsident, der nach den enttäuschenden Testspielen in der Türkei und gegen China sowie der harschen Kommunikations-Kritik aus der Bundesliga ein langes Telefonat mit dem in Kalifornien weilenden Coach geführt hatte.
»Wir haben vereinbart, dass wir über alles reden müssen«, sagte Zwanziger. Deshalb wird es am Dienstag in der Frankfurter Verbandszentrale nach dem Treffen von Klinsmann mit den Bundesliga-Managern auch noch ein Gespräch zwischen dem Bundestrainer und dem Arbeitskreis Nationalmannschaft geben. Das Gremium mit den DFB-Chefs Zwanziger und Gerhard Mayer-Vorfelder, Generalsekretär Horst R. Schmidt und Ligachef Werner Hackmann erhofft sich von Klinsmann dabei auch einen Hinweis über seine beruflichen Pläne. »Ich bin dafür, dass man die Zukunft mit Klinsmann planen sollte. Ob es dann eine Zukunft mit Klinsmann wird, steht in den Sternen«, betonte der DFB-Präsident. Dies hänge auch vom WM-Abschneiden ab.
Klinsmann hatte zuvor erstmals erklärt, auch nach der Weltmeisterschaft eine Mannschaft führen zu wollen, ging dabei aber nicht auf eine Vertragsverlängerung beim DFB ein. Nur ein Engagement in der Bundesliga schließt der 108-malige Nationalstürmer für die nähere Zukunft aus. »Jetzt merke ich, dass ich in der Trainerarbeit aufgehe, dass es mir enorm Spaß macht, Spieler weiter zu entwickeln«, sagte der Bundestrainer dem Boulevardblatt »B.Z.«. In der jetzigen Familiensituation sei aber eine Tätigkeit als Vereins-Coach undenkbar. »Der Nationaltrainer-Job ist perfekt für mich.«
Auch die jüngste Kritik aus der Bundesliga kann dem Bundestrainer die gerade geweckte Lust an seinem Job nicht nehmen. Er und die gesamte sportliche Leitung der Nationalelf würde sich nicht reinreden lassen, »das ärgert viele«, unterstich Klinsmann: »Aber wir halten dafür den Kopf hin.« Er räumte nach den jüngsten Debatten allerdings einen Fehler ein. »Jetzt würde ich sagen, dass ich nach dem China-Länderspiel doch lieber einige Tage in Deutschland hätte bleiben sollen, um die Lage zu beruhigen.«
Klinsmann gestattete erstmals auch einen kleinen Einblick in seine Privatsphäre. Er rede mit seiner Frau Debbie Chin darüber, wie die Grundstimmung in Deutschland sei und wo sie herkomme. »Sie kennt das ja noch aus der Zeit, in der ich Spieler war. Außerdem habe ich sie schon vorgewarnt, dass wir solche Phasen erleben werden«, erzählte er. Dagegen sei es für seine Familie in Stuttgart manchmal nicht einfach, damit umzugehen. »Da kommen schon einige Leute in die Bäckerei und reden einfach drauflos«, berichtete Klinsmann.

Artikel vom 22.10.2005