15.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Besser - aber besiegt:
Paderborner im Pech

Zu viele Chancen verpasst - München reicht ein Tor

Von Matthias Reichstein
München (WB). Glückliche Löwen, die Paderborner im Pech: Einen Punkt hatte der Zweitliga-Aufsteiger in der Allianz-Arena dick verdient. Aber der TSV 1860 München gewann mit 1:0 und schob sich in der Tabelle zumindest bis zum Sonntag auf Platz drei. Der SCP rutschte auf Rang vier.

Da staunte der Löwen-Ordner am Eingangstor. Um 17.17 Uhr rollte der Mannschafts-Bus mit den Gästen aus Ostwestfalen schon ein. Die Paderborner in der neuen Münchner Allianz-Arena, superpünktlich wie die »Maurer«. Wobei natürlich weder auf den Trainer des Gegners, noch auf die Taktik angespielt werden soll. Denn verstecken wollte sich der Aufsteiger gegen die Löwen nicht.
Trainer Jos Luhukay stellte vor dem Anpfiff fest: »Dieses Stadion ist schon sehr beeindruckend. Aber wir lassen uns nicht verrückt machen, wir wollen auch hier unseren Stil durchziehen.«
Respekt ja - aber keine Angst vor der großen Kulisse im Weltmeisterschafts-Stadion. Denn vor 35 200 Zuschauern hatte der SCP noch nie gespielt. Doch die ebenso tolle wie ungewohnte Atmosphäre sollte die Gäste antreiben, sie hatten den eindeutig besseren Start. Szukala konnte in der 11. Minute eine Flanke von Ndjeng gerade noch zur Ecke lenken, der einschussbereite Müller lauerte hinter ihm.
Aber die Löwen, die zu Hause gegen Dresden und Freiburg schon die »Dreier« abgeben mussten, sie schnappten in der 18. Minute zu. Nach einer Standard-Situation, dabei hatte Luhukay gerade vor den »stillen Bällen« so gewarnt. Die Ecke von Baier verwandelte Hoffmann per Kopf zur Führung. Es sollte schon das Tor das Tages sein, das 1860-Trainer Reiner Maurer später so wertete: »Heute hatten wir das Glück, das uns zuletzt fehlte. Es war ein echter Arbeitssieg.« Dieses frühe 0:1, ein kleiner Schock für die Paderborner, von dem sie sich aber schnell erholten. Schüßler hatte nach einer Traumkombination (33.) mit Ndjeng die große Chance zum Ausgleich, er schob den Ball nur knapp am Pfosten vorbei. Wie Ndjeng Sekunden vor dem Halbzeitpfiff. Das 1:1 hatten die Paderborner inzwischen dick verdient.
Der SCP blieb weiter am Drücker, schon in der 52. Minute hatte Müller nach Vorarbeit Ndjeng die Tor-Möglichkeit, doch er scheiterte an Schlussmann Ochs. Der rettete wenig später auch gegen Ndjeng. Er wollte einfach nicht fallen, der Ausgleich.
Dabei hatten die 3500 mitgereisten Fans vorher schon geahnt, welche Möglichkeiten ihre Elf an diesem Abend haben sollte. »Hier geht heute was« stand auf einem Transparent. Und nach 70 Minuten waren sie lauter als die heimischen Zuschauer, sie forderten leider vergeblich: »Wir wollen den Ausgleich sehen.«
Luhukay wechselte mit Dogan, Brinkmann und Dragusha frische Spieler ein, die für noch mehr Druck sorgen sollten. »Wir haben ein tolles Spiel abgeliefert. Leidenschaft und Herz gezeigt, beste Werbung für den Paderborner Fußball gemacht«, lobte der Trainer später sein Team.
Und die »Löwen«? Im eigenen Käfig mit dem Rücken zur Wand. Sie versuchten es nur noch mit gelegentlichen Kontern, wobei sich Reisinger in der 86. Minute sogar die Chance zum zweiten Tor bot. Das 0:1 »reichte« den Paderbornern schon. Höhenflug gestoppt. Aber stark trumpfte der Neuling trotzdem auf, er verspielte und verschenkte jedoch mindestens einen Punkt. Denn alles stimmte in der WM-Arena, nur die Chancenverwertung nicht.

Artikel vom 15.10.2005