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Die »Löwen« treffen nicht mehr ins Tor

SC Paderborn tritt in München an

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Sie haben Videos analysiert, den Zweitliga-Neuling SC Paderborn 07 dabei intensiv studiert und das erfolgreiche System des Aufsteigers geradezu seziert. »Wenn wir heute Abend auf den Platz gehen, kennen wir die Stärken und Schwächen des Gegners genau«, sagt Löwen-Trainer Reiner Maurer.

Beim mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen so glanzvoll in die Saison gestarteten Aufstiegsfavoriten TSV 1860 München macht sich Nervosität breit. Drei Niederlagen in den vergangenen 450 Meisterschaftsminuten haben Spuren hinterlassen und Wirkung gezeigt. »Noch eine und die Kanonen werden geladen«, sagt Roland Kneißl. Was der Geschäftsführer des TSV sich verkneift, ist dieser Zusatz: Sollte es selbst gegen den kleinen SC Paderborn nicht reichen, würden auch die Fans in Scharen davonlaufen. »Das Spiel gegen den SC Paderborn ist für uns richtungsweisend«, weiß deshalb Maurer und erkennt neben den sportlichen auch die wirtschaftlichen Zwänge. Noch hält der Boom, ungeachtet der sportliche Misere, an. Bereits 6000 Trikots wurden verkauft, bis Weihnachten sollen es 10 000 sein und damit mehr als in den beiden vergangenen Jahren zusammen. Auch am heutigen Freitag werden wieder mindestens 30 000 Zuschauer in der Allianz Arena erwartet.
»Doch alles steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg. Schlagen wir Paderborn, sind wir wieder dran an der Spitze«, rechnet Kneißl vor. Doch um zu gewinnen, müssen die Münchener erst mal wieder ins Tor treffen. In den vergangenen 270 Zweitligaminuten gab's nur einen Treffer. »Der Mannschaft fehlte zuletzt die Entschlossenheit vor dem TorÜ«, moniert SCP-Trainer Jos Luhukay, der die »Löwen« beim 0:1 in Bochum beobachtete. Insgesamt überzeugten die Sechziger aber den Holländer, der den TSV, trotz der aktuellen Krise, neben dem VfL Bochum zu den Top-Teams der zweiten Liga zählt.
Nach Erklärungen für den momentanen Misserfolg suchen sie in der Landeshauptstadt zurzeit vergeblich. In der Rückrunde der vergangenen Spielzeit gab es nur eine Pleite, jetzt waren es schon drei. Und das trotz des fast gleich gebliebenen Personals. Oder vielleicht gerade deshalb? Mit Markus Babbel (VfB Stuttgart) und Eigengewächs Andreas Görlitz (Bayern München) werden angeblich bereits Gespräche geführt. Beide sollen in der Winterpause nachverpflichtet werden.
Finanzierbar wäre das erstklassige Duo nur als Vorgriff auf die steigenden Einnahmen in Liga eins. Die Weichen dafür müssen deshalb noch in der Hinrunde und daher mit dem verfügbaren Personal gestellt werden. Das weiß auch Maurer und der hat das Ziel bis zur Winterpause entsprechend hoch gesteckt: 20 Punkte oder sieben Siege sollen in den fehlenden neuen Spielen verbucht werden. Klar, dass da ein Dreier gegen den SC Paderborn fest eingeplant ist. Aber dafür wurde der kleine Klub aus Ostwestfalen ja auch besonders intensiv beobachtet.
Heute spielen: TSV 1860 München - SC Paderborn, FC Hansa Rostock - Erzgebirge Aue, LR Ahlen - Karlsruher SC (alle 19 Uhr).
2. Liga im TV: 18.45 - 21.30 Uhr, Premiere: Konferenz der drei Spiele. 21.30 - 22.45 Uhr, DSF, Zusammenfassung der Freitagspiele.

Artikel vom 14.10.2005