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Zieht sich
Schröder
zurück?

Noch wird spekuliert

Berlin (dpa). »Die CDU/CSU stellt den Bundeskanzler.« Ein kurzer Satz in der Grundsatzvereinbarung der möglichen Koalitionäre, aber für das politische Leben von Gerhard Schröder von fundamentaler Bedeutung.


Doch der Abgang dürfte Schröder diesmal zumindest emotional nicht allzu schwer fallen. Denn sein schwerster Abschied liegt nach seinem eigenem Bekunden schon 16 Monate hinter ihm. Mit feuchten Augen übergab er im März vergangenen Jahres freiwillig den SPD-Vorsitz an Franz Müntefering. An keinem anderen Amt in seinem Politiker-Leben habe sein Herz so sehr gehangen.
Ohne große Rührung und mit dem Stil, den er sich in sieben Regierungsjahren zugelegt hat, wird er wohl die Übergabe an seine Nachfolgerin regeln. Schröder fühlt sich schon lange mit sich im Reinen - auch gegenüber der eigenen Partei. Kein SPD-Kanzler vor ihm hat es geschafft, die eigene Partei zwei Mal in Folge bei Wahlen zur stärksten Fraktion zu machen. Und dass seine Popularität auch in schweren Krisen nie so absank wie die Werte für die SPD, auch daraus leitet er die Gewissheit ab, persönlich das meiste in den vergangenen sieben Jahren richtig gemacht zu haben.
Was ein politischer Ruheständler Gerhard Schröder nach mehr als 40 Jahren in politischen Ämtern - angefangen vom Juso-Chef in Hannover über den niedersächsischen Ministerpräsidenten bis hin zum Kanzler - wohl anfangen würde, darüber wird schon länger spekuliert. »Mein New York heißt Hannover« - so hat Schröder allen Gerüchten widersprochen, er wolle nach dem Ende seiner Regierungszeit in Amerika noch einmal in der Wirtschaft tüchtig Kasse machen. Wahrscheinlicher ist, dass der 61-Jährige erst einmal eine längere Familienpause im Reiheneckhaus im hannoverschen Zoo-Viertel einlegen wird. Aus vielen Äußerungen ist herauszuhören, wie sehr seine Familie mit den Töchtern Klara und Victoria für ihn zunehmend ins Zentrum rückt.

Artikel vom 11.10.2005