11.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Spieltheorie verhilft zum Nobelpreis

Akademie der Wissenschaften zeichnet Aumann und Schelling aus

Stockholm (dpa). Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft geht an den in Deutschland geborenen Israeli sowie US-Bürger Robert J. Aumann (75) und den Amerikaner Thomas C. Schelling (84).
Robert J. Aumann (links) und Thomas C. Schelling untersuchen rein rationales Verhalten in der Geschäftswelt. Fotos: Reuters/dpa
Die beiden werden für ihre grundlegenden Beiträge zur Spieltheorie ausgezeichnet. Wie die Schwedische Akademie der Wissenschaften gestern in Stockholm mitteilte, hätten die Wissenschaftler mit ihren Forschungen »zum besseren Verständnis von Konflikt und Kooperation« beigetragen.
Nach Ansicht der Akademie haben der 1930 in Frankfurt/Main geborene Aumann und Schelling der Spieltheorie zum Durchbruch weit über die Grenzen der Volkswirtschaftslehre hinaus verholfen. Die Lehre wurde in den 50er Jahren entwickelt. Sie will das Verhalten von Spielern, die Gefühle bei Entscheidungen ausklammern, mathematisch analysieren und genaue Handlungsanweisungen in Konfliktsituationen geben.
Bei der kooperativen Spieltheorie geht es zum Beispiel um die Bildung von Koalitionen in Parlamenten - ähnlich wie bei der derzeitigen Regierungsbildung in Deutschland - sowie unter den Anteilseignern von Aktiengesellschaften. Aumann prägte die Theorie des »Superspiels«. Dieser Begriff bezeichnet die ständige Wiederholung eines Spiels, etwa bei der Preisbildung auf Finanzmärkten mit ihren unterschiedlichen »Mitspielern«.
Aumann floh 1938 mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten aus Deutschland in die USA und lebt seit 1956 in Israel. Dort lehrt er an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Schelling wiederum forscht seit seiner Erimitierung von der Harvard-Universität in New York an der Universität des US-Bundesstaates Maryland. Damit ging der Wirtschafts-Nobelpreis seit der ersten Vergabe in 43 von 57 Fällen an Wissenschaftler von US-Universitäten.

Artikel vom 11.10.2005