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Probleme mit
dem hohen C

Luciano Pavarotti wird morgen 70

Rom (dpa). Seinen Abschied nimmt er schon länger. Wann Luciano Pavarotti nun wirklich aufhört, weiß nur er selbst. Morgen wird der berühmte Sänger 70 Jahre alt.
Noch beim Abschied: Luciano Pavarotti.Foto: dpa

Opernfans lieben das »finale furioso«, doch was sie mit Pavarotti erleben, ist eher ein trauriger Abgesang. Längst sind die guten Zeiten vorbei, das hohe C trifft er seit Jahren nicht mehr, aber immer weiter schleppt sich der Maestro von Konzert zu Konzert. Wie ein Gefangener seiner Drei-Zentner-Körperlast wirkt er auf der Bühne. Warum tut er sich das an? Seine Stimme war einst göttlich, die Opernwelt lag ihm zu Füßen, 1988 bekam er in Berlin 115 Vorhänge.
Doch das Besondere, das Herausragende an dem »Tenorissimo« waren nicht die Auftritte auf der Opernbühne - es war sein Tabubruch, den ihm Opernpuristen bis heute nicht verzeihen. »Pavarotti AG« nennen Kritiker seine Melange von Oper, Pop und Geschäft.
Sie meinen damit seine Auftritte mit den Spice Girls und Tom Jones, seine Konzerte in Fußballstadien. »Ich kenne Popsongs, die besser sind als fast jede Opernarie«, reizt der Maestro seine Kritiker. Weltberühmt wurde das Unternehmen »Die drei Tenöre« mit Placido Domingo und José Carreras. 1990 nutzte das Trio die Fußball-Weltmeisterschaft zum weltweit ausgestrahlten Auftritt. Der Live-Mitschnitt wurde mit mehr als zehn Millionen verkauften Platten und CDs zum Bestseller.
Dabei hatte der junge Mann zunächst Pädagogik studiert, versuchte sich als Volksschullehrer. Mitte der 50er Jahre nahm er Gesangsstunden, dann ging alles schnell: erste Opernengagements 1961, als Rudolf in »La Bohème«.
1966 folgte das Debüt an der »Scala«, zwei Jahre später an der New Yorker »Met«. In seinen großen Zeiten schaffte er es, auf einer Partiturzeile gleich neun Mal auf ein hohes C zu kommen. Immer wieder war es sein Auftritt in »La Bohème«, der die Fans dahinschmelzen ließ. In den vergangenen Jahren waren es dann eher Schlagzeilen aus dem Privaten, die um die Welt gingen.

Artikel vom 11.10.2005