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Der Schock von
Bustedt trifft
mitten ins Herz

Heute Krisensitzung in Jöllenbeck

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Alarmstufe eins beim Landesligisten TuS Jöllenbeck. Seit Sonntag leuchtet die »rote Laterne« im Naturstadion. Mitgebracht hat sie eine desolate »Jürmker« Elf, die beim Aufsteiger und bisherigen Liga-Schlusslicht SG Bustedt mit 1:3 verlor und ihren Trainer vor noch größere Probleme stellte.

Das Handy blieb lange Zeit ausgestellt und Coach Dirk Palmowski brauchte lange, ehe er seine Fassung wiedergefunden hatte. Zudem war Abteilungsleiter Olaf Beugholt nicht ansprechbar. »Fragen sie den Trainer. Ich möchte zu dieser Vorstellung unserer Mannschaft nichts sagen«, meinte der Jöllenbecker »Fußball-Chef« am Sonntagabend.
Uwe Spilker, der erfahrene »Jürmker« Fußball-Obmann, hatte zwar die Partie in Bustedt nicht gesehen, erklärte gestern aber die prekäre Situation im Bielefelder Norden: »Wir haben erhebliche Probleme. Der Weggang von Cem Tanaz, der in der vergangenen Saison 20 Tore schoss, tut schon weh. Im vorderen Bereich fehlen einfach die Alternativen. Zudem haben die Jungs noch nicht begriffen, dass sie keine Übermannschaft sind und in dieser Saison nur gegen den Abstieg spielen.«
Den Trainer stellt Spilker nicht zur Disposition. »Die Frage stellt sich nicht«, sagt er und bescheinigt »Palmo« eine sehr gute und engagierte Arbeit. Den kritischen Stimmen aus dem Jöllenbecker Umfeld, der Verein habe das Team zu stark verjüngt, entgegnet er: »Wir verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um routinierte Spieler verpflichten zu können. Wir haben jedoch genug Talente.«
Pech für den TuS Jöllenbeck, dass zu allem Übel auch noch Johannes Schäffer (Grippe) ausfiel und sich Abwehrchef Marcus Patsch in Bustedt eine rote Karte wegen Beleidigung des Gegenspielers einhandelte. »Patschek ist ein fairer Sportsmann, der eigentlich keiner Fliege etwas zu Leibe tut. Er hat einen Bustedter als Nasenbär bezeichnet, wohl, weil er selbst frustriert über unsere Abwehrleistung war«, bricht Spilker eine Lanze für den Kapitän und stellt fest: »Mit etwas Fingerspitzengefühl hätte der Schiri darüber hinweghören können.«
Dennoch trägt der Platzverweis und die nachfolgende zweiwöchige Sperre nicht dazu bei, dass das ohnehin verunsicherte Jöllenbecker Team an Selbstvertrauen gewinnt. Nur vier Punkte aus acht Spielen sind einfach zu wenig, um befreit aufspielen zu können. »Wir gehen zu nervös in jedes Spiel. Die ersten 25 Minuten in Bustedt sollen auch wieder völlig desolat gewesen sein«, weist Spilker auf ein durchgängiges Manko hin.
Heute Abend wollen sich Mannschaft, Trainer und Vorstand hinter verschlossenen Türen zusammensetzen. »Es besteht dringender Gesprächsbedarf«, stellt Abteilungsleiter Olaf Beugholt fest. Den Schock von Bustedt hat er auch 24 Stunden später noch nicht überwunden. Seine Feststellung: »Wenn es schon spielerisch nicht so richtig läuft, dann müssen die Akteure aber zumindest kämpferisch alles geben. Das war am Sonntag wieder nicht der Fall.« Und Beugholt blickt auf die Leistung des reaktivierten Marco Blank. »Er ist ein absolutes Vorbild. Marco ackert 90 Minuten lang. Von ihm können sich andere eine Scheibe abschneiden.«
Dass der TuS Jöllenbeck mittleweile in dieser relativ kurzen Saison schon drei rote (El-Mansouri, Neuer, Patsch) und eine gelb/rote Karte (Grewe) kassierte, bringt Beugholt ebenfalls auf die Palme. »Das passt nicht zu uns.«
Den einst angepeilten fünften Tabellenplatz bezeichnet der »Jürmker« Fußballchef inzwischen ebenfalls als unrealistisch, räumt allerdings auch ein: »Für das Mittelfeld der Landesliga sind wir stark genug.« Stark macht das Liga-Schlusslicht derzeit nur die anderen. Minden, Herford und jetzt Bustedt profitierten von den Jöllenbecker Unzulänglichkeiten.

Artikel vom 11.10.2005