11.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kleiner Held ohne Starallüren

Regisseur Thilo Graf Rothkirch aus Brakel dreht »Der kleine Eisbär 2«

Von Christian Althoff
Brakel (WB). Jeden Tag fiebern derzeit 40 000 Kinder im Kino mit, wenn »Der kleine Eisbär« und seine Freunde Abenteuer auf einer geheimnisvollen Insel bestehen müssen. Regisseur und Produzent des Märchens ist Thilo Graf Rothkirch (56) aus Brakel (Kreis Höxter). Drei Jahre lang hatte er an Teil 2 des Films gearbeitet.
Thilo Rothkirch 1956 als Volksschüler in Brakel. Regisseur Thilo Graf Rothkirch mit einem eigens hergestellten Modell des Eisbären, an dem sich die vielen Zeichner orientiert haben.
»Animiert durch meine Mutter habe ich schon als Kind sehr viel gezeichnet«, erinnert sich Rothkirch. Mit vier Geschwistern und den Dackeln »Pauline« und »Helene« im Kreis Höxter aufgewachsen, studierte der Westfale Grafik an der Werkkunstschule in Kassel. Dort folgte er seinem Bestreben, Cartoons zum Leben zu erwecken: »Ich bin damals durch die Landschaft gelaufen, um meine Bewegungsabläufe zu analysieren und sie in Zeichentrick umzusetzen«, erinnert sich Rothkirch. Nach Stationen in Bonn und London zog es den Künstler schließlich in Deutschlands Filmhauptstadt Berlin, wo er heute mit seiner Frau Maya (41) das Unternehmen »Cartoon-Film« betreibt.
Schon der erste Film »Der kleine Eisbär« war hier nach dem Buch von Hans de Beer entstanden und hatte 2001 etwa 2,8 Millionen Zuschauer begeistert. »Diese Filme sprechen die kindliche Seele an«, sagt der Regisseur. Ein kleiner Bär, der durch seine offene Art sofort Freunde finde und mit ihnen zusammen Probleme löse, die er allein nicht bewältigen könne - das sei der Stoff, den die jungen Zuschauer liebten. Zudem erfülle das Drehbuch die wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Kinderfilm: »Die Geschichte ist gradlinig und nachvollziehbar, die Charaktere sind glaubwürdig, und Lars ist kein abgehobener Superheld«, sagt Rothkirch, der bereits mit seinem Zeichentrickfilm »Lauras Stern« den Deutschen Filmpreis geholt hatte.
»Schon der erste Lars-Film war unglaublich perfekt gemacht«, erinnert sich Dr. Heribert Schlinker aus Warburg. Der Kinobetreiber gehört der Vergabekommission der Deutschen Filmförderungsanstalt Berlin an, die auch den zweiten Teil des Trickfilmabenteuers gefördert hat - wie auch die Filmstiftung NRW. »Der zweite Teil ist noch schöner, noch poetischer geworden als der erste«, schwärmt der Warburger. Das Abenteuer des kleinen Eisbären werde so langsam erzählt, dass auch Dreijährige der Handlung folgen könnten, sagt Schlinker, der zudem die technische Umsetzung lobt: »Die Bilder sind traumhaft, aber schließlich ist Cartoon-Film auch die beste Zeichentrickproduktion, die wir in Deutschland haben.«
In dem 81-Minuten-Film eilen Lars und seine Freunde dem Pinguin Caruso zur Hilfe. Er war auf eine Insel verbannt worden, weil er mit seinem Gesang den Eisbären Kalle, Nalle und Palle auf die Nerven gegangen war. Vor Ort entdeckt Lars einen eingeschlossenen Urzeitfisch, der schließlich von dem Eisbären und seinen Freunden gerettet wird.
400 Menschen hatten seit 2002 an dem Film gearbeitet, darunter etwa 300 Zeichner. Bevor sie zum Stift griffen, studierten sie Tierfotos und fertigten Modelle des kleinen Eisbären. Einige Zeichner gingen sogar in den Zoo, um die Gangart von Bären zu analysieren, die ihre Tatzen auf eine ganz eigene Art abrollen.
»Für eine Sekunde Film brauchten wir zwischen zwölf und 50 Zeichnungen «, erklärt Thilo Graf Rothkirch. Drei Tonnen Papier im DIN A-3-Format wurden für den Film vollgezeichnet, in Computer eingelesen und am Bildschirm koloriert. Der Regisseur und zwei Animationsdirektoren kontrollierten ständig Gesichtsausdrücke, Licht, Schatten und Hintergründe, damit die Atmosphäre stimmte. Während Thilo Graf Rothkirch auf diese Weise etwa 1000 Szenen optimierte, war seine Frau Maya für das Millionenbudget und die Verträge zuständig. Nur die beiden Töchter Marlene (9) und Vera (11) waren diesmal nicht mit eingebunden. Graf Rothkirch: »Bei früheren Kinderfilmprojekten hatten wir unsere Töchter zwischendurch immer wieder nach ihrer Meinung gefragt. Diesmal haben wir den Film vor ihnen geheimgehalten - damit ihnen zum ersten Mal die Spannung bis zur Premiere erhalten blieb.«www.cartoon-film.de
www.warnerbros.de

Artikel vom 11.10.2005