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Vier Millionen ohne Obdach

Zahl der Opfer nach verheerendem Erdbeben steigt unablässig weiter

Islamabad/Kabul (dpa). Zehntausende Tote und Verwüstungen über Landesgrenzen hinweg: Nach dem verheerenden Erdbeben in Südasien wird das Ausmaß der Katastrophe immer erschreckender. Allein in Pakistan kamen nach den neuen offiziellen Schätzungen vermutlich mehr als 41 000 Menschen ums Leben.
Spürhunde suchen in den Schuttbergen nach möglichen Überlebenden.


Im Norden Indiens starben mindestens 850 Menschen. Rund um den Globus setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft ein. Ein Beben der Stärke 7,7 - das stärkste in der Region seit 100 Jahren - hatte am Samstag weite Landstriche im Norden Pakistans und Indiens verwüstet.
Mehr als 40 000 Menschen wurden nach pakistanischen Angaben verletzt, tausende galten auch zwei Tage nach der Tragödie noch als vermisst. Bis zu vier Millionen Bewohner wurden nach Angaben von Hilfsorganisationen obdachlos. Mindestens 200 000 winterfeste Zelte würden benötigt. Die Überlebenden seien dringend auf Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente, Decken und Zelte angewiesen.
Nach einem dramatischen Hilfsappell des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf schickten die USA acht Helikopter, davon fünf Transporthubschrauber, und ihre Besatzungen. Die US-Armee betonte, die Katastrophenhilfe werde den Krieg gegen den Terrorismus nicht schwächen.
Auch Indien, mit dem Pakistan zwei Kriege um Kaschmir führte, bot den Angaben zufolge Hilfe an. In den Gebirgsregionen der Himalaya-Ausläufer könnten keine Transportflugzeuge landen, mahnte Musharraf. In Kaschmir sind nach offiziellen Angaben etwa 70 Prozent aller Häuser zerstört. Die meisten Toten soll es in Muzaffarabad, der Hauptstadt des von Pakistan kontrollierten Teils von Kaschmir, gegeben haben.
Von Frankfurt am Main starteten 15 Spezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) nach Pakistan. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) plant für heute einen ersten Hilfsflug. Den Teams aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Türkei, Japan, China und anderen Ländern habe die Regierung jeweils ein Operationsgebiet zugewiesen, sagte Armeesprecher Generalmajor Shaukat Sultan.
In England sprachen Königin Elizabeth II. und Premier Tony Blair der pakistanischen Regierung ihre Anteilnahme aus. Die Welle der Hilfsbereitschaft ist in Großbritannien besonders groß, weil wegen der kolonialen Vergangenheit dort Millionen Menschen pakistanischer und indischer Herkunft leben.
Die Weltbank kündigte einen 20-Millionen-Dollar-Kredit zur Wiederaufbauhilfe an. Die Europäische Union will schon in den kommenden Tagen ihre angekündigte Erdbeben-Soforthilfe von zunächst 3,6 Millionen Euro erheblich aufstocken. Zugleich begannen erste Planungen für die Unterstützung des Wiederaufbaus.

Artikel vom 11.10.2005