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Holzer soll Pfahls
geholfen haben

Bei der Flucht und auch finanziell

München (dpa). Der französische Geheimdienst und der deutsche Geschäftsmann Dieter Holzer sollen nach Recherchen des ARD-Magazins »Report München« dem ehemaligen Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls auf dessen fünfjähriger Flucht geholfen haben.
Dieter Holzer war früher Kontaktmann des BND.

Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks (BR) sei Pfahls den Zielfahndern des Bundeskriminalamtes entkommen, da er auf Flughäfen durch Passkontrollen geschleust worden sei. Von Holzer soll Pfahls über einen Mittelsmann 200 000 Euro bekommen haben. Dies habe die Zeugenvernehmung eines Franzosen ergeben, bestätigte Staatsanwalt Günther Zechmann.
Pfahls war Mitte August wegen Steuerhinterziehung und Vorteilsannahme zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Nach Verbüßung der halben Haftstrafe war er am 1. September frei gekommen. Vor seiner Festnahme im Juli 2004 in Paris war der ehemalige Präsident des deutschen Inlandsgeheimdienstes (1985 bis 1987) fünf Jahre auf der Flucht. Über die Umstände hatte Pfahls vor Gericht geschwiegen. Inzwischen wurde gegen Holzer ein Verfahren wegen Strafvereitelung eingeleitet. »Holzer muss unter Umständen sogar mit einem Strafbefehl rechnen«, sagte Zechmann. Pfahls soll jetzt zu den Umständen seiner Flucht vernommen werden.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte Angaben des »Report«-Magazins, wonach ein Franzose ausgesagt habe, er habe auf Holzers Veranlassung für Pfahls zehn Quartiere in Paris und der Bretagne besorgt. Pfahls soll nach seiner Landung in London über eine Geheimnummer erreicht haben, dass er durch die Personenkontrollen geschleust wurde, um den Fahndern zu entkommen.
Holzer war früher Kontaktmann des Bundesnachrichtendienstes (BND). Er ist wegen Beihilfe zur Veruntreuung von Vermögen des französischen Ölkonzerns Elf Aquitaine im Zusammenhang mit dem Verkauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie zu 15 Monate Haft verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Artikel vom 11.10.2005