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Unspektakulär, aber schön
Die kroatische Insel Krk ist noch ursprünglich - beliebtes Ziel für Segler
Den Namen hat jeder schon mal gehört: Krk, die Insel ohne Vokal, liegt im Norden Kroatiens an der schönen Adriaküste. Segler und Motorboot-Kapitäne schätzen dieses Revier ebenso wie Camping-Fans.
Mangels Hotels finden andere Urlauber aber eher selten den Weg dorthin, es sei denn, sie buchen ein Privatquartier oder eine Ferienwohnung. Krk ist ein klassisches Sommerziel für Sonnenanbeter, denn Sehenswürdigkeiten gibt es so gut wie keine. Abwechslungsreich ist die Landschaft zwar dank der vielen Buchten und Ausblicke auf das kroatische Festland mit der Kvarner Bucht, aber auch unspektakulär - und die Dörfer sind nicht aufgehübscht wie das toskanische San Gimignano oder das südfranzösische éze.
Punat, Vrbnik, Klimno, Dobrinj - die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen, und allen gemeinsam ist die Tatsache, dass die Bausubstanz zwar alt, aber eben unter dem Denkmalschutzaspekt nicht wertvoll ist. Ja, in Italien oder Frankreich hätten längst Künstler, Bonvivants und die Schickimicki-Szene solche Orte mit Beschlag belegt. Aber Jugoslawien war sozialistisch - wenn auch kein Mitglied des Warschauer Pakts und demzufolge nicht vollends hinter dem Eisernen Vorhang versteckt.
Im Oktober, wenn die Temperaturen sinken und auch mal düstere Wolken den Himmel verdunkeln können, werden die Bürgersteige hochgeklappt - und bleiben oben bis zum nächsten Sommer. Wer jetzt kommt, muss die Ruhe schätzen und wetterfest sein. Dann freilich kann man auch die vielen Wanderwege genießen, in der zur Galerie umfunktionierten Ölmühle von Punat Werke kroatischer Künstler betrachten, oder in einem »Konoba« deftige Fischspezialitäten genießen. Unter den Restaurants der Insel findet man so manches Glanzlicht.
Sage also keiner, dass es sich nicht lohnen würde, die Insel zu besuchen. Aber es braucht das geschulte Auge für vermeintliche Kleinigkeiten und nicht den Anspruch auf perfekte Inszenierungen oder gar Events. So kann man im bescheidenen Museum von Vrbnik zum Beispiel die alte kroatische Schrift entdecken. Das Glagoljica-Alphabet stammt vermutlich aus dem neunten oder zehnten Jahrhundert. Das Statut der Stadt aus dem Jahr 1388 ist in eben dieser Schrift verfasst. Und im Museum steht der Nachbau einer Gutenbergschen Druckerpresse, mit der diese Schrift heute wieder zum Leben erweckt wird.
65 000 Besucher finden in der kurzen Sommersaison den Weg auf die kleine Nachbarinsel Kosljun. Taxi-Kapitäne wie Bernhard Brusic mit seiner »Tanja« schippern die Gäste in knapp zehn Minuten von Punat aus auf das Klostereiland. Sechs Mönche leben dort noch, es sind Franziskaner, die an kirchliche Gruppen sogar Schlafplätze vermieten und die Teilnahme am klösterlichen Leben ermöglichen. So begrüßt am kleinen Hafen auch die Schattenriss-Skulptur des Hl. Franziskus nebst zahmem Wolf die Besucher. Das Kloster wurde im 13. Jahrhundert allerdings von Benediktinern gegründet.
Sehenswert ist das kleine Museum des Klosters, vom Charakter eher eine Kuriositätenkammer. Geldscheine aus der ganzen Welt und römische Münzen, Trachten, Leuchtmittel von der Öllampe bis zur Glühbirne, Bügeleisen, Grammmophone, Filmprojektoren und Instrumente runden die Schau ab. Sehenswert ist im Atrium des Museums auch eines der ältesten Boote von Krk, ein Einbaum mit Feuerstelle am Heck. Modelle historischer Schiffe, die einst die Gewässer um die Inseln befuhren, sind zusätzlich ausgestellt.
Baden ist auf der Insel indes verboten. Ein Schild am Anleger, welches ein durchkreuztes Paar in Bikini und Badehose zeigt, weist darauf hin. Nur Spötter behaupten, das Nacktbaden sei also demzufolge gestattet. Man sollte milde Nachsicht walten lassen, denn in der Tat sind die Nudisten neben den Freizeitkapitänen und Campern die dritte wichtige Urlaubsklientel auf Krk. Kroatien gilt nach wie vor als Eldorado für FKK-Ferien! Thomas Albertsen
www.krk.hr

Artikel vom 15.10.2005