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Deutschland - Spieleland

Ach, wären wir Catan!


»The German Game«, das deutsche Brettspiel, ist weltweit ein Markenartikel. Nirgendwo sonst werden so viele Karten geworfen. Nirgendwo wird so oft gewürfelt. Nirgendwo werden so viele Strategien erdacht für nichts mehr als einen winzigen Augenblick Siegergefühl. Das ist erneut auf der Essener Spielemesse zu besichtigen.
Dabei ist die Begeisterung keineswegs auf das Brettspiel begrenzt. Auch die Politik steckt voller Spielerfiguren. Sie pokern und bluffen. Sie schmieden Koalitionen wie Zweckbündnisse - selbst innerhalb der eigenen Partei, ganz wie bei »Malefiz«. Monopolys bilden sich wie von selbst. Soll sich Mensch ärgern? Sieger verhalten sich anders. Aber manchmal wünscht man sich eben doch, Deutschland wäre Catan: ein freies Land, das erst noch besiedelt werden muss.
Spieletheorien sind en vogue - in den Naturwissenschaften und, wie der Nobelpreis gerade wieder beweist, auch in der Wirtschaftstheorie.
Vielleicht sollten sich die Deutschen das Spielerische nicht nur für die Freizeit und die Politik aufbewahren. Oft brächte eine halbe Stunde entspannten Nachdenkens dem Unternehmen mehr als das Feilschen um 30 zusätzliche Arbeitsminuten.
Bernhard Hertlein

Artikel vom 13.10.2005