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»Mit Nischen-Programm
den Schwung nutzen«

Gastland Korea: Pendragon Verlag auf Buchmesse

Bielefeld (uj). Wie heißt es so schön? Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Als Günther Butkus 1998 den ersten Band seiner Edition Moderner koreanischer Autoren herausbrachte, war der Erfolg keineswegs vorgezeichnet.

Sieben Jahre später bringt es der Bielefelder Verleger dank Beharrlichkeit, kluger Konzeption und enormem Arbeitseinsatz zu 30 weiteren Titeln. Nun hofft Butkus, für seinen Pendragon Verlag im Allgemeinen und seine Korea-Edition im Besonderen den Schwung der Frankfurter Buchmesse nutzen zu können.
Warum nicht einfach einmal profitieren vom Ehrengast der diesjährigen Buchmesse, die vom 19. bis 23. Oktober in der Main-Metropole stattfindet. Als Gastland präsentiert sich Korea als ein Land, das auf eine lange Geschichte der Buchdruckkunst zurückblickt. Die ersten beweglichen Metall-Lettern wurden von den Koreanern schon mehr als 200 Jahre vor Gutenberg erfunden.
Indes macht sich die Literatur des geteilten Landes in den deutschen Verlagsprogrammen rar. Butkus' Pendragon Verlag bildet da die Ausnahme. Durch sein Engagement kam koreanische Literatur überhaupt erst nach Deutschland. »Und das war purer Zufall«, erzählt der 47-Jährige, der 1981 ins Verlagsgeschäft einstieg und sich seither mit einer Mischung aus Populärem und Nischenprogramm am Markt behauptet.
»Ich war völlig unbeleckt, als mich 1997 die Übersetzerin Heidi Kang fragte, ob ich nicht den Roman »Wind und Wasser« von Kim Wonil verlegen wolle«, erzählt der Bielefelder, der erkannte, dass in dem risikobehafteten Unterfangen auch die Chance lag, ein Segment aufzubauen, das in Deutschland Terra incognita war. »Mir war klar, dass ein Band untergehen würde. Deshalb haben wir gleich eine erkennbare Reihe konzipiert«, sagt Butkus.
Dass der Arbeitsaufwand um ein Vielfaches höher liegen würde als bei einem Roman aus dem europäischen Kulturkreis, wurde schnell klar. »Allein die Übersetzungsarbeit zieht sich über Monate hin. Korea ist eine andere Welt. Es gibt vieles, was unausgesprochen bleibt und bei der Übersetzung verloren geht. Auch gab es keine Übersetzungstradition, als wir die Reihe starteten«, blickt Butkus zurück. Bereut hat er den Sprung ins kalte Wasser indes nie. Nicht nur, dass sich die Reihe mittlerweile finanziell rechnet: »Für uns waren die koreanischen Titel Türöffner zu den Veranstaltungen der Literaturhäuser.«
Und durch die große Medienöffentlichkeit, die der Buchmesse zuteil wird, rückt der kleine Pendragon Verlag mit seinem großen Korea-Segment fast wie von selbst ins Visier der Buchhandlungen und Medien. Butkus: »Ich hoffe, dass wir einige Kritiker, Buchhandlungen und Leser dauerhaft für koreanische Literatur begeistern können.«
Bereut hat Butkus sein Engagement auf dem Gebiet nicht. Durch die intensive Beschäftigung mit Land und Leuten seien Freundschaften entstanden, auch wenn die kulturellen Unterschiede immens seien.

Artikel vom 13.10.2005