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Große Schau: »Ein Dorf verändert sich«

Lokale Geschichtsgruppe zeigt Oldentrup in großen Modellen, 2500 Fotos und Aquarellen

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Oldentrup (WB). Diese Gelegenheit kehrt so schnell nicht wieder: Vom 29. bis 31. Oktober zeigt die lokale Geschichtsgruppe den Stadtteil Oldentrup im Wandel der Zeit - Modelle längst abgerissener Gebäude und 2500 Fotos. Wer Informationen über einen sich rapide verändernden Bezirk sucht, ist hier richtig.

Hier - das ist die AWO-Begegnungsstätte an der Lüneburger Straße 5, wo sich die 16 Mitglieder der Geschichtsgruppe »Gestern - Heute - Morgen« an jedem ersten Dienstag im Monat um 19.30 Uhr treffen. Dann werden Zeugnisse aus vielen Jahrzehnten unter die Lupe genommen, Fotos genauso wie Textdokumente, und die aktiven Heimatverbundenen besprechen die nächste Aktion.
Denn Oldentrup pulsiert, was bereits die Einwohnerzahlen belegen: Sie stiegen gemächlich von 880 Menschen im Jahr 1885 auf 1318 am Vorabend des Zweiten Weltkriegs bis 2200 zur Gemeindereform (1973). »Seither hat sich die Zahl auf 4500 mehr als verdoppelt«, sagt Helmut Bökenbrink.
Die rapide Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte ist nicht zuletzt dem Prinzip geschuldet, das da lautet »Im (Bielefelder) Westen wohnen, im Osten arbeiten«. Eine Maxime, die nicht nur Horst Westerwelle von der Oldentruper Geschichtsgruppe Sorgen bereitet, denn ein Zuviel an Industrie droht gewachsene Strukturen zu zerstören. »Aber Oldentrups Nähe zur Autobahn lockt die Firmen natürlich hierher.«
Drei betriebliche Neuansiedlungen verzeichnen die lokalen Historiker, die gerne mit dem Fotoapparat losziehen, um zu dokumentieren, was in ihrer Umgebung verschwindet und emporwächst. Wachsamkeit lohnt sich: »Hätten wir nicht Einspruch erhoben, wäre damals die alte Schule unterhalb der Feldmühle verschwunden«, sagt Bökenbrink. »Unserer Initiative ist es zu danken, dass das Gebäude als Museum wieder aufgebaut werden konnte - wenn auch nicht am Ort, so doch in Senne, hinter der Osthusschule an der Friedrichsdorfer Straße.«
Im Modell allerdings ist die Volksschule in Oldentrup verblieben: »Die Nachbildung der komplizierten Balkenstruktur war meine schwierigste Arbeit, erzählt Günter Pannhorst. Der ehemalige Technische Zeichner hat mittlerweile »ausschließlich nach Fotos« 25 Nachbildungen wichtiger Oldentruper Gebäude geschaffen, die Ende Oktober in der AWO-Begegnungsstätte gezeigt werden. Auf zwei Etagen sind dann 2500 (zum Teil 100 Jahre alte) Fotos sowie Jochen Stöpplers Aquarelle zu sehen.
»Es gibt uns jetzt seit 15 Jahren, und in dieser Zeit ist die Zahl der historisch Interessierten in unserer Gruppe konstant geblieben«, sagt Helmut Bökenbrink erfreut. Gegen eine Verjüngungskur des Zirkels - der kein Verein ist, weil sich die Aktiven lieber mit Sachthemen befassen als mit Formalkram - hätte Bökenbrink allerdings nichts einzuwenden; telefonisch ist er unter 20 36 22 zu erreichen, sein Kollege Günter Pannhorst unter der Nummer 2 08 15 72.
Wer alte Fotos oder sonstige Dokumente mit Bezug zu Oldentrup besitzt, möge sie der Geschichtsgruppe übergeben - leihweise. »Wir fotokopieren das Material, und der Besitzer erhält sein Original unversehrt zurück«, verspricht Bökenbrink.

Artikel vom 12.10.2005