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PS-Ritter von der traurigen Gestalt

Bitterer Rekord: Kimi Räikkönen kann sogar Alain Prost überrunden

Suzuka (dpa). »Wunder«, »Phänomen«, »Zauberei«: Nach seiner Fahrt beim Großen Preis von Japan gab es Lobeshymnen für Kimi Räikkönen.

Dennoch steuert der Finne vor dem Formel-1-Finale am Sonntag in Schanghai einem eher traurigen Rekord entgegen. Sollte der 25-Jährige in seinem McLaren-Mercedes auch den Grand Prix von China gewinnen, übernimmt er die Spitze der Formel-1-Fahrer, die zwar die meisten Erfolge in einer Saison einfuhren, nicht aber den WM-Titel. Mit seinem möglichen achten Saisonsieg würde der »Iceman« den Franzosen Alain Prost überflügeln, der sich vor 21 Jahren mit sieben Siegen dem fünfmaligen Gewinner Niki Lauda hatte geschlagen geben müssen.
Allerdings fuhr sich Räikkönen mit seinem spektakulären Manöver vorbei an Giancarlo Fisichella (Italien/Renault) in die Herzen der Fans. »La Nuova Sardegna« schrieb von einer »unglaublichen Zauberei«, und »Il Tirreno« vom »Wunder Räikkönen.« Und »Bild« titelte: »Mercedes-Kimi der wahre Weltmeister.«
Die WM-Krone ist aber seit dem drittletzten Rennen an den spanischen Hobby-Magier Fernando Alonso (Renault) vergeben. Und das, obwohl Räikkönen ungeachtet einer deprimierenden Pechsträhne in diesem Jahr schon sieben Mal ganz oben auf dem Podest stand, Alonso erst sechs Mal. »Das hat es noch nie gegeben, dass ein Fahrer möglicherweise acht Rennen gewinnt, aber nicht Weltmeister wird«, sagte McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis.
Schuld daran ist vor allem die Bilanz der ersten vier Rennen: Während Alonso 36 Punkte holte, schlugen bei Räikkönen nur sieben zu Buche. Hinzu kamen die Malaisen mit seinem McLaren-Mercedes: Vier Mal musste der Motor gewechselt werden, und Räikkönen wurde in der Start-Aufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzt. »Ohne unsere Probleme am Auto wäre jetzt wohl ich und nicht Alonso Weltmeister«, resümierte Räikkönen, der sich in Japan mit dem Neu-Champion und dem entthronten Schumacher erbitterte Duelle leistete und einen möglichen Vorgeschmack auf die kommende Saison bot. Zudem wahrte er die Chancen auf den Konstrukteurs-Titel für die Silbernen, die nur zwei Punkte hinter Renault (176) liegen.
Schumachers Ausblick auf China fiel nach dem siebten Platz beim Japan-Rennen zwar höchst ernüchternd aus. Balsam auf die geschundene Seele des nach fünf Titeln entthronten Weltmeisters dürften aber die Schlagzeilen der italienische Presse gewesen sein. Der »Corriere della Sera« titelte: »Schumi kämpft wie ein Löwe.«

Artikel vom 11.10.2005