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Die Poesie des unbeachteten Momentes

Vier Videoarbeiten von Gabriele Undine Meyer

Bielefeld (uj). »Still moving pictures« - stehende bewegte Bilder nennt Gabriele Undine Meyer ihre Videoarbeiten. Die Künstlerin setzt damit nicht etwa die Gesetzte der Logik außer Kraft, sondern schafft es, scheinbare Gegensätze in poetisch anmutenden Filmsequenzen zu vereinen.

Vier der in den vergangenen beiden Jahren entstandenen Videos sind von Donnerstag an, 13. Oktober, in der Galerie Artists unlimited zu sehen. Sämtliche Arbeiten zeigen sich gerade noch bewegende Bilder. Sie changieren zwischen dem still stehenden Bild etwa eines Fotos und dem bewegten Bild des Films. Der hektischen Welt der medialen Bilderfluten setzt Gabriele Undine Meyer in ihren Arbeiten einen geradezu beruhigenden Kontrapunkt entgegen.
So zum Beispiel in der Arbeit »Chinese Kitchen«, in der die chinesischen Köche, die am Hintereingang eines New Yorker Restaurants Pause machen, sich in wechselnden Gruppen treffen. Meyer hält die Bilder fest, um den Blick des Betrachters auf Alltägliches zu lenken. In anderen Arbeiten bewegen sich die Personen wie in Zeitlupe. Überblendungen und übereinander gelegte Bildsequenzen wie in »Sky Scraper« (Wolkenkratzer) ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich.
Mit dem Video »Madonna« setzt die Künstlerin ihre Beschäftigung mit Lukas Cranach (d. Älteren) fort. Durch die digitale Bearbeitung des Madonnenabbildes, wird das mittelalterliche Bild nicht nur in neue visuelle Kontexte getaucht, Meyer ermöglicht durch ihre flirrenden, gleißenden, sich ständig verändernden Madonnenbilder einen neuen Zugang. »Zum Einen fasziniert mich die Schönheit und Darstellung von Weiblichkeit, andererseits reizt mich der Versuch, das Alte in unsere Zeit zu holen«, sagt die Künstlerin, deren Werke noch bis zum 23. Oktober bei Artists unlimited zu sehen sind. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr.

Artikel vom 11.10.2005