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Nasenbeinbruch: Auch
Chaddadi fällt aus

Basketball-Regionalliga: TSVE-Dolphins - Bochum 75:82

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Ratlosigkeit, Frust und blankes Entsetzen: Nach der bitteren 75:82 (18:16/16:28/19:16/22:22)-Heimpleite gegen das bis dato sieglose Schlusslicht BG Südpark Bochum präsentierten sich die TSVE-Dolphins im Schockzustand. »Zurzeit scheint alles gegen uns zu laufen«, grollte der spielende Teammanager Maik Mertens. Schwerer noch als der Verlust der Punkte wiegt für den einst ambitionierten Basketball-Regionalligisten jedoch der Ausfall von Nordin Chaddadi!

Der 2,02-Meter-Mann schied nach 15 Minuten mit einem doppelten Nasenbeinbruch aus - ein Monat Pause, bis sich Chaddadi mit einer Spezialmaske vielleicht wieder ins Getümmel werfen kann. Von Geheimfavoriten auf die Meisterschaft zu einem Kandidaten für den Abstiegsschlamassel: Wie es nach fünf Spieltagen und 4:6 Punkten zu diesem tiefen Fall kommen konnte, bekamen die 300 Zuschauer in der Carl-Severing-Halle durchgehend auf dem Silbertablett serviert. Die Dolphins leisteten sich im Angriff den Luxus einer unterirdischen Trefferquote und gerieten im zweiten Viertel vorentscheidend auf die Verliererstraße.
»Das haben wir nicht verdient, und das hat das Umfeld nicht verdient. Wir haben hart gearbeitet, um das hier aufzubauen«, schüttelte Mertens fassunglos mit dem Kopf. US-Boy David Bunts (Fußanbruch), mit Krücken auf der Bank, litt Höllenqualen. Sein übermotivierter Kumpel Maurice McLemore, von Trainer Ilijas Masnic besonders in die Pflicht genommen, schien das Duell im Alleingang entscheiden zu wollen. Leider versäumte er es reihenweise, den besser positierten Nebenmann einzusetzen. Viel zu kompliziert seine Aktionen. Zudem war der 23-Jährige bereits nach 18 Minuten mit vier Fouls vorbelastet - noch eines, und die Partie wäre für ihn vorzeitig beendet gewesen.
Gestützt auf eine engagierte Defense-Reboundarbeit, die etliche Makel im Angriff übertünchte, steuerten die Dolphins über 7:2 (Mertens), 11:4 (Rondas) und 17:10 (Tipp-in Lemore) zunächst einem scheinbar sicheren Sieg entgegen. Jedenfalls war es für den TSVE-Vorsitzenden Günter Entgelmeier zu diesem Zeitpunkt keine Frage, dass die Punkte in Bielefeld bleiben würden. Doch technische Fehler und Teamfouls brachten Bochum wieder auf 16:18 heran.
Die Last des Gewinnen-Müssens - sie wog wohl zu schwer für die schmalen TSVE-Schultern. Die im Dutzend verpatzten Dreipunktwürfe nervten. Erst in der 30. Minute (!) glückte Daniel de Juan der erste »Dreier«.
Bis zum 28:22 war die TSVE-Welt halbwegs in Ordnung. Doch in der 16. Minute gerieten die Hausherren erstmalig in Rückstand (28:29) und sollten - nun zunehmend unorganisierter - den Hebel nicht mehr umlegen können. Ohne den kurz zuvor ausgefallenen Nordin Chaddadi gerieten die hektisch und kopflos agierenden Dolphins mit 30:34 (18.) und 34:44 (20.) entscheidend ins Hintertreffen. Es wurde noch schlimmer - 35:48. Wenigstens stimmte hinten die Quote. Das dritte Viertel ging mit 19:16 an die Bielefelder.
53:60 - noch war alles machbar gegen ein keineswegs übermächtiges Bochumer Team, das freilich auf zwölf Spieler zurückgreifen konnte. In der 33. Minute (59:69) musste Mario Rondas mit dem fünften Foul raus, zwei Minuten später machte es ihm Maik Mertens (63:69) gleich. Oliver Mankowski (Fersenprobleme) konnte bloß noch humpeln, biss die Zähne zusammen. Einen Auswechselspieler gab es nicht mehr. Nach einem »Dreier« von Maurice McLemore verkürzten die Dolphins noch auf 66:70, ehe mangelnde Konzentration und Präzision im Abschluss jegliche Hoffnungen zerstörten. Der auf dem Spielbericht vorsorglich eingetragene Mann mit der Nummer 14 hatte sich übrigens gar nicht erst umgezogen: Ilijas Masnic sah keine Notwendigkeit.
Ohne ihre beiden Topscorer Bunts und Chaddadi sehen die ausgedünnten TSVE-Dolphins schweren Wochen entgegen. Es ist eigentlich unverzichtbar, dem kleinen Kader Ergänzungsspieler zuzuführen. »Im Moment ist nichts machbar«, sieht Mertens aber keine Möglichkeit, um kurzfristig personell nachzubessern.
Günter Entgelmeier blickt weit nach vorne. »Wir müssen auf die Rückrunde hoffen. In voller Besetzung werden wir mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben«.
TSVE-Dolphins: McLemore (28), Mertens (18), Rondas (10), de Juan (8), Chaddadi (6), Mankowski (3), Cvetkovic (2), Selant.

Artikel vom 10.10.2005