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Würge-Schlange auf Abwegen

Polizei zieht junge Boa constrictor aus dem Verkehr - Passanten erschreckt

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Eine Würgeschlange hat Passanten mitten in Brackwede in schiere Aufregung versetzt. Sie wollte herrenlos die Berliner Straße überqueren.

Passanten trauten ihren Augen nicht, als das 50 Zentimeter lange Reptil vergangenen Donnerstag gegen 14 Uhr sich gemütlich über die Fahrbahn schlängelte. Die herbeigerufenen Beamten nahmen sich der braun-getigerten Schlange an, griffen zum Besen und steckten sie in einen Jute-Sack mit Reißverschluss. Er dient ansonsten zum Transport der Schussweste.
»Das Jungtier war nur anfangs aggressiv, später war es ganz ruhig und ließ sich auch anfassen«, sagte am Freitag Rouwen Lippek (24) vom Zoo-Fachmarkt West in Bielefeld, wohin die Riesenschlange zunächst gebracht wurde. Sie kann mehr als vier Meter groß werden. »3,50 Meter sind in Gefangenschaft aber eher üblich«, so der Schlangen-Spezialist und angehende Zoofachverkäufer, der selbst Schlangen besitzt und die »Baby-Boa« nun in einem Quarantäne-Becken betreut.
Lippek hatte auf Anhieb erkannt, dass es sich bei dem Tier nicht um eine giftige, sondern »nur« um eine so genannte Würge-Schlange handelt. Sie ist in Mittel- und Südamerika, zum Beispiel in Brasilien, heimisch und ernährt sich vornehmlich von Mäusen, Ratten und Kaninchen. »Erst wenn sie ausgewachsen ist, kann sie auch dem Menschen gefährlich werden«, weiß Lippek. Vorbeugend wurden ihr in der Zoohandlung Immun-Tropfen gegen eine mögliche Erkältung verabreicht.
Der Besitz einer Boa constrictor ist in Deutschland meldepflichtig. Rouwen Lippek erklärte sich gegenüber der Polizei bereit, mit dem Bielefelder Veterinäramt unverzüglich Kontakt aufzunehmen. Er kann sich nicht vorstellen, dass sie ausgesetzt wurde. Die Schlange koste schließlich zwischen 200 und 300 Euro.
Gesucht wird jetzt der Eigentümer der Boa. Er und Hinweisgeber werden gebeten, sich bei der Polizei-Inspektion Süd unter Tel. 0521-5450 zu melden.

Artikel vom 08.10.2005