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Altkleider-Firmen treten als »Trittbrettfahrer« auf

Konkurrenz zu den Containern der Wohlfahrtsverbände


Bielefeld (mm). Der Bielefelder wurde nachdenklich. Er wollte einen Sack mit alten Kleidern in einen Rot-Kreuz-Container stecken. »Können Sie gleich mir geben«, sprach ihn ein junger Mann an, der eben mit einem Lieferwagen vorgefahren war, »ich hole das hier ab.« Der Mann kam von einer privaten Firma, die sich auf das Einsammeln von Altkleidern und alten Schuhen spezialisiert hat damit einträgliche Geschäfte macht.
»Wir kennen das«, sagt Rolf Großegödinghaus, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bielefeld. »Immer häufiger stellen private Firmen ihre Behälter neben unsere Container. Oft sehen sie täuschend ähnlich aus. Außer einer aufgedruckten Telefonnummer gibt es aber keinen Hinweis, um wen es sich handelt.« Ganz offenbar werde versucht, sich als »Trittbrettfahrer« an die Wohlfahrtsverbände anzuhängen und deren guten Ruf auszunutzen.
100 Container-Standorte für Altkleider und alte Schuhe gibt es in Bielefeld. 80 davon werden vom DRK unterhalten, die anderen vom Arbeiter-Samariter-Bund und dem Kolpingwerk. Wer einen Container auf öffentlichen Flächen aufstellen will, braucht die Genehmigung des Umweltbetriebes. Für das Aufstellen auf privatem Gelände, wie zum Beispiel auf einem Supermarkt-Parkplatz, werden Verträge mit den jeweiligen Besitzern geschlossen.
385 Tonnen Altkleider hat das DRK im vorigen Jahr gesammelt. Ein Viertel davon gibt die Wohlfahrtsorganisation in der Kleiderstube am Ehlentruper Weg 47 (geöffnet montags und mittwochs, jeweils von 12.30 bis 15.30 Uhr) an Bedürftige zu Preisen zwischen 50 Cent und zwei Euro ab. Der überwiegende Teil wird über einen Sortierbetrieb in Osnabrück der Wiederverwertung zugeführt.
145 Euro erhält das DRK pro Tonne Altkleidung. »Das Geld reicht, um die Kosten des Sammelns und den Betrieb der Kleiderstube zu decken«, sagt Großegödinghaus. Die Kurse seien kräftig eingebrochen: »Vor zwei Jahren erhielten wir noch 220 Euro pro Tonne, so dass wir Teile der Erlöse auch in unsere anderen sozialen Einrichtungen stecken konnten.«
Die gewerblichen Altkleider-Spezialisten setzen seit einiger Zeit vermehrt auf Sammlungen in den Wohngebieten. Sie stellen papierkorbgroße Behälter vor die Häuser, die nach zwei Tagen wieder abgeholt werden. Eine Genehmigung benötigen sie nicht. Die Streichung des NRW-Sammlungsgesetzes 1998 verschaffte ihnen freie Bahn.

Artikel vom 08.10.2005