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Kommentar
Kampf ums Kanzleramt

Bogen nicht überspannen


Ein gutgelaunter Bundeskanzler Gerhard Schröder konnte es sich erlauben, gestern noch vor dem entscheidenden Spitzengespräch in Berlin im ostwestfälischen Marienfeld mit seiner Mutter zu Mittag zu essen. Nach allem, was bisher durchgesickert ist, hat er gemessen an dem Wahlergebnis zusammen mit SPD-Chef Franz Müntefering in den Gesprächen mit der Union mehr herausgeholt, als die Sozialdemokraten erwarten konnten.
Wie es scheint, sind CDU und CSU bereit, der SPD eine gleiche Zahl von Ministerien zuzugestehen und auch inhaltlich werden die Zugeständnisse nicht gering sein. In der Tat muss die Union aufpassen, dass sie am Ende nicht eine sozialdemokratische Regierung unter einer Kanzlerin Angela Merkel bekommt. Das wäre ein so hoher Preis, dass eine große Koalition die vier Jahre wohl nicht überstehen würde.
Wenn es der SPD wirklich um Deutschland geht und nicht nur um die eigene Macht, muss sie aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. Dass der Knoten gestern Abend noch nicht, wie erwartet, durchgeschlagen worden ist, macht deutlich, wie stark der Druck der Partei auf Müntefering ist. Die muss aber endlich begreifen, dass sie die Wahl verloren hat. Dirk Schröder

Artikel vom 10.10.2005