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Medikamente für Kinder entwickeln

Chefarzt der Kinderklinik Bethel fordert bessere Arzneimittelsicherheit

Bielefeld (WB). Die Hälfte aller Medikamente, die in Kinderkliniken zum Einsatz kommen, sind zuvor hinsichtlich Dosierung und Nebenwirkungen für Kinder wissenschaftlich nicht speziell untersucht worden. Das kritisiert Professor Dr. Johannes Otte, Chefarzt der Kinderklinik Bethel in Bielefeld.
Wir brauchen neue klinische Studien: Professor Johannes Otte.
Die meisten Arzneien würden nur an Erwachsenen klinisch getestet, bevor sie auf den Markt kämen. Ein Zustand den Politiker, aber vor allem praktizierende Mediziner scharf verurteilten. »Für uns ist das eine schwierige Situation, da wir trotzdem nicht auf diese Medikamente verzichten können«, sagte Otte am Freitag. Gerade bei der Behandlung lebensbedrohlicher Krankheiten wie Krebs seien die Ärzte auf den Einsatz solcher Arzneien angewiesen, weil es keine effektiven Alternativen gebe.
Insbesondere bei der Behandlung von Neugeborenen würden viele Medikamente eingesetzt, die nicht kindesspezifisch getestet seien. Nach Angaben von Otte betrifft dies bis zu 90 Prozent der verwendeten Arzneimittel. Im »Allgemeinen Kinderheilkundebereich« seien es immerhin noch etwa 40 Prozent.
»Der Organismus eines Erwachsenen ist nicht mit dem kindlichen Organismus vergleichbar«, betonte Otte. Die Medikamente würden bei Kindern und Erwachsenen beispielsweise anders vom Körper aufgenommen. Die Gesundheit der kleinen Patienten sieht Prof. Otte aber nicht gefährdet: »Mir sind bislang keine Fälle bekannt, bei denen es Probleme mit diesen Medikamenten gab. Wenn man sich an die empfohlene Dosierung hält, passiert nichts.« Dennoch, fordert Otte, müsse die Arzneimittelsicherheit für Kinder verbessert werden. »Gerade für neue Arzneien brauchen wir adäquate klinische Studien. Medikamente müssen speziell für Kinder entwickelt werden«, sagte der Chefarzt.

Artikel vom 08.10.2005