10.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

30 000 Tote nach Erdbeben

Weite Landstriche im Norden Pakistans und Indiens verwüstet

Islamabad/Neu Delhi (dpa). Eines der verheerendsten Erdbeben in Südasien hat möglicherweise 30 000 Menschenleben gekostet. Das Beben hatte am Samstagmorgen weite Landstriche im Norden Pakistans und Indiens verwüstet. Mit dem Hubschrauber wird diese Verletzte abtransportiert.

Angesichts unzähliger Vermisster vor allem in Kaschmir befürchten die Behörden ein noch schrecklicheres Ausmaß der Katastrophe. Pakistanische Regierungsvertreter bezifferten die Zahl der Todesopfer durch den Erdstoß der Stärke 7,6 gestern in unterschiedlichen Angaben auf bis zu 30 000. In Indien starben mindestens 650 Menschen, das Innenministerium rechnet mit mehr als 100 000 Obdachlosen.
Im dramatischen Wettlauf mit der Zeit hatten Rettungsteams unterdessen große Mühe, in entlegene Gebiete im besonders schwer getroffenen Norden von Pakistan vorzustoßen. Dort werden tausende weitere Opfer unter Trümmern vermutet. Viele Dörfer und selbst kleine Städte seien regelrecht von der Landkarte verschwunden, sagte der Sprecher des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf, Generalmajor Schaukat Sultan.
Zu den am schlimmsten betroffenen Städten gehört Muzaffarabad, die Hauptstadt des von Pakistan kontrollierten Teils Kaschmirs. »Ganze Straßen sind durch Erdrutsche hinweggefegt«, sagte ein angespannt wirkender Musharraf im pakistanischen Fernsehen. Er appellierte an die Weltgemeinschaft, seinem Land Transporthubschrauber zur Verfügung zu stellen. Nur die Helikopter könnten dringend benötigte Hilfsgüter wie Zelte, Decken und Medikamente in die Katastrophenregion bringen. Kein Transportflugzeug könne in den Gebirgen der Himalaya-Ausläufer landen. Auch Indien, mit dem Pakistan zwei Kriege um Kaschmir führte, habe Hilfe angeboten. Dieses Angebot werde nun geprüft, sagte er. Die Regierung in Islamabad beschloss ein Nothilfepaket über umgerechnet sieben Millionen Euro.
In Muzaffarabad starben 500 Kinder, als sie unter dem Dach ihrer Schule begraben wurden. Die Behörden befürchteten, dass noch 1000 Jungen und Mädchen in den Trümmern eingeschlossen sind.
Regierungsvertreter zahlreicher Länder sprachen ihr Mitgefühl aus. Aus vielen Ländern wurde Hilfe angeboten, darunter auch aus Deutschland. Die Europäische Union sicherte 3,6 Millionen Euro als Soforthilfe zu. Erste Hilfsorganisationen trafen bereits gestern in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ein. Das Technische Hilfswerk schickte gestern 15 Spezialisten aus Nordrhein-Westfalen in das Erdbebengebiet.
Nach Angaben eines führenden pakistanischen Meteorologen war es das schwerste Erdbeben in der Region seit 100 Jahren. In den ersten 24 Stunden nach dem Hauptbeben hätten mindestens 20 Nachbeben der Stärke 5 bis 6 die Katastrophenregion heimgesucht.
Themen der Zeit: Sonderseite

Artikel vom 10.10.2005