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»Nationales Kulturgut«

Landschaftsverband kauft wertvolle Glasgemälde

Münster (WB). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die Glasgemälde-Sammlung aus dem Besitz des Freiherrn vom Stein gekauft.Die 20 Exponate sind in einer neuen Präsentation im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster zu sehen.
Eines der wertvollen Glasgemälde: Meister Gerlachus Moses vor dem Brennenden Dornbusch mit dem Porträt des Gerlachus um 1150.
Nach Einschätzung von Experten stellten die Glasscheiben aus dem 12. bis 16. Jahrhundert die bedeutendste Sammlung der frühen Glasmalerei in deutschem Privatbesitz dar. Bereits 1955 waren die Kunstwerke zum »nationalen Kulturgut« erklärt worden.
»Den Erfolg bei der Sicherung westfälischer Kultur verdanken wir auch der Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder, die Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, die WestLB und die Bundesregierung«, sagte LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe bei der feierlichen Übergabe. Der Landschaftsverband habe sich an dem Erwerb maßgeblich finanziell beteiligt.
Die ersten Verkaufsgespräche hatten bereits 1998 begonnen, nachdem der Besitzer Sebastian Graf von Kanitz die Absicht geäußert hatte, die Sammlung zu verkaufen. Experten eines internationalen Gutachter-Treffens im selben Jahr untersuchten die Glasgemälde in ihrem Erhaltungszustand.
Teppe: »Neben ihrem kunstgeschichtlichen Wert ist die Sammlung aus dem Besitz des Freiherrn vom Stein ein hervorragendes Beispiel privater Sammlertätigkeit im 19. Jahrhundert. Den Freiherrn vom Stein beanspruchen wir mit gutem Recht als Gründungsvater des heutigen Landschaftsverbandes. Seine Sammlung gehört jetzt zu den Höhepunkten der Kunst des Mittelalters in unserem Landesmuseum.«
Es handelt sich um Glasgemälde vor allem rheinischen Ursprungs, die der Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831) zunächst für den Ausbau eines neugotischen Turmes seines mittelrheinischen Stammsitzes Nassau erwarb, um sie später in seiner westfälischen Altersresidenz auf Schloss Cappenberg (Kreis Unna) unterzubringen.
Die Sammlung bestehe aus Scheiben höchster Qualität, die zugleich einen Querschnitt der mittelalterlichen Glasmalerei darstellten und deshalb, »von unersetzbarem kunstgeschichtlichen Wert sind«, sagte LWL-Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold.

Artikel vom 08.10.2005