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Piratenshow und Elefantenhaus

Trendwende bei den Freizeitparks: Besucherzahl auf Vorjahresniveau

Von Bernhard Hertlein
Stukenbrock/Soltau (WB). »Wir leben von dem Geld, das die Menschen übrig haben«, sagt Fritz Wurms, Chef des Hollywood- und Safariparks in Stukenbrock. Und weil das Geld einkommens- und benzinpreisbedingt nicht mehr wird, sind die Betreiber von Freizeitparks kurz vor Ende der Saison bereits zufrieden, wenn sie die Besucherzahl des vergangenen Jahres erreichen werden.

Neben der Geldfrage litten die Freizeitparks in und um Ostwestfalen-Lippe 2005 nach Angaben von Wurms auch unter einer für sie ungünstigen Ballung der Feiertage im Mai sowie der langen Schlechtwetterperiode im August. In den Jahren nach 2001 mussten viele Freizeitparks sogar Rückgänge bei den Besucherzahlen hinnehmen. Auch unter diesem Blickwinkel gilt die jetzige Stabilisierung den meisten als Erfolg.
Von den überregionalen Veranstaltern zieht traditionell der Heidepark Soltau besonders viele Gäste aus OWL an. Nach Angaben von Pressesprecher Klaus Müller kam jeder zehnte der voraussichtlich 1,4 Millionen aus NRW. In diesem Jahr investierte das zum Tussaud-Konzern gehörende Unternehmen besonders viel Geld in ein breiteres Angebot für Kinder zwischen vier und zehn Jahren, so in die auf einer Seebühne stattfindende große Piratenshow und in eine Schlangenshow.
Müller sieht für die gesamte Branche noch Marktchancen. In den Niederlanden besuche jeder Einwohner durchschnittlich ein Mal jährlich einen Freizeitpark - in Deutschland nur jeder vierte.
Allerdings müssten die Betreiber kreativ sein und den Kunden »etwas bieten«. Ein Höhepunkte war 2005 das Konzert der »Söhne Mannheims«, zu dem 11 000 Rockfans in den Heidepark pilgerten. Ein anderer war der Jugendfeuerwehr-Tag mit 6000 Teilnehmern.
Großereignisse in Stukenbrock waren erneut »Timbavati Night« und WESTFALEN-BLATT-Familientag. Sowohl Soltau als auch der Hollywood- und Safari-Park erzielten zudem starke Zuwächse bei Übernachtungen. Dagegen scheinen Großinvestitionen in Aufsehen erregende und Nerven kitzelnde Fahrgeschäfte fürs Erste der Vergangenheit anzugehören. Mit seiner Hauptinvestition erfreut Wurms sowohl die Besucher als auch den Elefantenbullen Thai: In den nächsten Jahren fließen etwa 2,5 Millionen Euro in den Bau eines Hauses und für den Erwerb neuer Elefantenkühe
Als Themenpark unterscheidet sich das Dinosaurier-Freilichtmuseum in Münchehagen von den anderen Freizeitparks. »Events« sind allerdings auch hier gefragt: Ein Höhepunkt war 2005 nach Angaben von Geschäftsführer Bernd Wolter der »Tag der offenen Tür«, bei dem die Besucher selbst im Steinbruch nach Saurierspuren Ausschau halten konnten und in 40 bis 50 Fällen auch erfolgreich waren. Das Großprojekt, das den Park die nächsten drei bis vier Jahre in Atem halten wird, ist der Nachbau einer Lagunen-Landschaft, wie sie vor 140 Millionen Jahren in der Nähe des Steinhuder Meers existierte. Dazu wird das Gelände erweitert. Verbunden wird die Lagune mit einer Ausstellung über »Giganten des Meeres«, darunter ein 30 Meter langer urtümlicher Hai und eine fünf Meter hohe Schildkröte.
In Stukenbrock, das jährlich 500 000 Besucher anzieht, arbeiten 240 Mitarbeiter, davon 50 Festangestellte. In Soltau sind es 900, davon 150 bis 180 festangestellt. In Münchehagen (240 000 Besucher) ist jeder zweite der 60 Mitarbeiter festangestellt. Für 2006 planen die Betreiber der Freizeitparks allenfalls ganz leichte Preiserhöhungen.
Nummer 1 in Deutschland ist der Europapark in Rust mit jährlich 3,7 Millionen Besuchern.

Artikel vom 08.10.2005