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Vogelgrippe im
Donau-Delta

2000 Puten in der Türkei verendet

Bukarest/Berlin (dpa). Nach dem Verdacht erster Vogelgrippefälle haben die rumänischen Behörden das gesamte Donau-Delta und den Verwaltungskreis Tulcea unter Quarantäne gestellt.

Acht Fischerdörfer wurden von der Außenwelt abgeschottet. In Ceamurlia de Jos, wo bei drei verendeten Hausenten erste Laboranalysen Antikörper der gefährlichen Vogelseuche am Freitag festgestellt hatten, wurde das gesamte Geflügel getötet und verbrannt. »Wir handeln, als sei es der Ernstfall«, erklärte der Landwirtschaftsminister.
Auch das Verbraucherministerium in Berlin hat sich auf einen möglichen Ernstfall vorbereitet. »Wenn es erforderlich ist, können wir sehr schnell handeln«, sagte Verbraucherstaatssekretär Alexander Müller. In Deutschland existiert ein Notfallplan. Falls die Gefahr einer Vogelgrippe-Seuche etwa durch Zugvögel besteht, kann eine Eilverordnung mit dem Verbot für Freilandhaltung in Kraft treten.
Rumäniens Gesundheitsminister warnte vor »Übertreibungen«. Nach dem jetzigen Informationsstand gäbe es »keine Vogelgrippefälle in Rumänien«, aber Vorbeugemaßnahmen müssten getroffen werden. Zuvor hatte er noch bestätigt, dass bei den in Bukarest untersuchten Fällen von verendeten Vögeln Antikörper zu dem Vogelgrippevirus-Stamm H5 entdeckt worden seien. Proben seien nach London geschickt worden, um das Vogelgrippe-Virus bestätigen zu lassen. Bislang sei »kein einziger Grippefall beim Menschen« gemeldet worden.
In den acht Donaudelta-Dörfern, aus denen verdächtiges Vogelsterben gemeldet worden ist, wurden mittlerweile zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Bei drei Hausenten hätten vorläufigen Labor-Prüfungen ebenfalls den Verdacht auf Vogelgrippe ergeben, teilte Ion Agafitei von der Generaldirektion für Veterinärmedizin mit. Auch in dem an das Donaudelta angrenzenden Kreis Ialomita seien bei Dragalina zwei verendete Wildenten entdeckt worden, bei denen der Verdacht auf Vogelgrippe bestünde, hieß es.
Die rumänischen Behörden haben eine Impfkampagne für die im Donaudelta lebende Bevölkerung gegen das normale Grippevirus gestartet. Damit soll das Risiko reduziert werden, dass sich jemand mit beiden Erregern (Vogelgrippevirus H5N1 und menschlichem Grippevirus A) gleichzeitig infiziert.
Bulgarien hat die Grenzkontrolle zu Rumänien verschärft, um eine mögliche Ausbreitung der Vogelgrippe zu bekämpfen. Kontrolliert wird sowie die Landes- als auch die Donaugrenze.
Vogelsterben wird auch in der Türkei beobachtet: In der Nähe eines Vogelschutzgebietes im Nordwesten des Landes sind knapp 2000 Puten verendet.

Artikel vom 10.10.2005