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Kämpfer für
den Glauben

Kardinal Galen selig gesprochen

Rom/Münster (dpa). Fast 60 Jahre nach seinem Tod ist der als Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus bekannt gewordene Kardinal Clemens August von Galen gestern in Rom selig gesprochen worden.
Kardinal von Galen (Mitte) klagte die Verbrechen der Nazis öffentlich an. Foto: dpa
Der frühere Bischof von Münster hatte sich immer wieder entschieden gegen die Nazi-Diktatur gewandt und mutig die Gräueltaten des Regimes angeprangert. »Unter der großen Schar der Zeugen für Christus im 20. Jahrhundert tritt diese Persönlichkeit eines eifrigen Priesters und eines großmütigen Bischofs klar hervor«, sagte Papst Benedikt XVI. am Ende der feierlichen Messe im Petersdom.
»Der Herr gab ihm Mut und Tapferkeit, um die Rechte Gottes, der Kirche und des Menschen zu verteidigen, die das nationalsozialistische Regime im Namen einer irrigen neuheidnischen Ideologie in gravierender und systematischer Weise verletzt hat«, sagte der Papst weiter über von Galen. Benedikt zelebrierte den Gottesdienst nicht selbst: Seligsprechungen werden von dem portugiesischen Kardinal José Saraiva Martins vorgenommen, dem Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.
An der Zeremonie in Rom nahmen tausende Pilger aus Deutschland teil, ebenso wie die deutschen Kardinäle Karl Lehmann, Joachim Meisner und Georg Maximilian Sterzinsky. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sprach von einem besonderen Tag für das Bistum Münster und ganz NRW: »Clemens August von Galen war ein mutiger Kämpfer für seinen Glauben und für Gerechtigkeit.«
Der von Zeitzeugen als hünenhaft und unerschrocken beschriebene Geistliche (1878-1946) hatte maßgeblich zur Veröffentlichung der päpstlichen Enzyklika »Mit brennender Sorge« beigetragen und später in Predigten mit dem Euthanasie-Programm der Nazis abgerechnet. Vor zehntausenden Menschen sprach er offen über die Grausamkeit gegenüber geistig behinderten Menschen.

Artikel vom 10.10.2005