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Schwarzweiße Kunst, Küche und Comedy mundgerecht serviert

Erfolgreiche siebte Auflage von »Show - Gourmet - Kunst« - der Dreifach-Genuss hat sich in Brackwede etabliert


Brackwede (oh). »Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit«, das hat schon der Komiker Karl Valentin festgestellt. Einen genussvollen Abend lang bekamen am vergangenen Freitag die Gäste im »Brackweder Hof« diese »Erkenntnis« buchstäblich schwarz auf weiß aufgetischt: bei der siebten Auflage von »Show - Gourmet - Kunst«.
Die Galerie Kokerbeck, das Comedy-Duo Horst und Hilde Brunswick alias Ingo Börchers und Daniela Brune sowie das Brackweder Gastronomen-Ehepaar Beatrix und Andreas Hoffmann sahen das Leben - und was sonst noch dazu gehört - durch die »schwarzweiße Brille«.
Stephan Kokerbeck präsentierte Lithographien des Multitalents Armin Mueller-Stahl. Diese waren, bis auf wenige Ausnahmen, ausschließlich in schwarzweiß.
Entsprechend »schwarzhumorig« verpackte das »begnadigte Ehepaar Brunswick« die bildende Kunst des Schauspielers, Musikers, Schriftstellers und Malers Mueller-Stahl in ein kleinkünstlerisches (Polit)-Programm für die Gäste in Brackwede, dem »Epizentrum des Frohsinns«. Und sogar das Menü - Kochkunst, die »gangweise« zwischen Kunst und Kleinkunst serviert wurde - lehnte sich optisch so weit wie möglich an das schwarzweiße Motto an. Originelles hatten die Hoffmanns in ihrer Küche angerichtet: Pumpernickel mit (weißem) Forellenmousse oder schwarzem Kaviar als »schwarzweiße Taler«, schwarze Bandnudeln und (weißen) gedünsteten Schellfisch, (weißes) Poulardenbrüstchen und schwarzen Wildreis.
Das machte Appetit auf mehr, auch auf Kunst und Komisches. Stephan Kokerbeck gab eine Einführung in Mueller-Stahls Arbeiten. Zwar malt dieser schon seit einem halben Jahrhundert - in Drehpausen, in freien Momenten. Aber erst als 70-Jähriger hat er sich dazu bekannt, mit seinen Arbeiten öffentlich etwas anzufangen. Zudem hat er sich ausbedungen, dass seine Zeichnungen für jeden Kunstinteressierten erschwinglich bleiben müssen.
Das künstlerische »Dessert« servierten Ingo Börchers und Partnerin Daniela Brune als »Appetitanreger« zwischendurch. Und doch konnte man sich - trotz mundgerechter Zubereitung - leicht verschlucken. Vor Lachen, versteht sich. Wenn Horst und Hilde, »die Schlaules aus dem niedersächsischen Winsen an der Luhe« nämlich über Reformen in Berlin schwadronieren und lossprudeln: »Nicht das Erreichte zählt - das Erzählte reicht!«
Oder könnte es nicht vielleicht so sein, dass alles nur virtuell und Frau Merkel schon seit Jahren Kanzler sei - und nur so aussehe wie Schröder? Beendruckend die Idee eines PISA-Taxis als »Ich-AG«: Damit könnte »Wissen auf Rädern« gebracht werden. Ein rundum geschmackvoller Abend - darin waren sich die Gäste einig.

Artikel vom 10.10.2005