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Wilde Jagdszenen in Hamburg

Tumulte nach dem Abpfiff: Rote Karten für van der Vaart und Franz


Hamburg (dpa). Ein Ausraster von Rafael van der Vaart hat für den Hamburger SV weit unangenehmere Folgen als die erste Saisonniederlage gegen den VfL Wolfsburg. Wie wild geworden ging der Star der vergangenen Wochen nach dem Schlusspfiff zum 0:1 auf Wolfsburger Spieler sowie Gästetrainer Holger Fach los und kassierte für seine Frustbewältigung eine Rote Karte.
Die nun drohende wochenlange Sperre verhagelte Thomas Doll das einjährige Jubiläum als HSV-Profitrainer. »Ich werde einen Sonderbericht verfassen«, kündigte Schiedsrichter Wolfgang Stark an. Der »Täter« Van der Vaart gestand am Tag danach: »So etwas darf mir nicht passieren.«
Nach wochenlangen Lobeshymnen um den Neueinkauf, der vor dem Anpfiff von DFL-Chef Werner Hackmann als »Spieler des Monats September« geehrt wurde, und einer grandiosen WM-Qualifikation mit den Niederlanden zeigte sich der 22-Jährige den Anforderungen an seine führende Rolle nicht gewachsen. »Wir sind froh, dass unsere Spieler emotional reagieren, wenn sie dabei nicht vom Platz gestellt werden«, betonte Sportchef Dietmar Beiersdorfer nach dem verpassten Sprung auf Platz eins in der Bundesliga.
Erstmals fand eine neue Regel Anwendung, wonach der Referee nach Ende einer Begegnung bis zum Verlassen des Rasens Vorkommnisse mit Platzverweisen ahnden kann, anstatt sie im Spielbericht zu vermerken. Inmitten des unübersichtlichen Rudels, das der niederländische Nationalspieler ausgelöst hatte, ließen auch HSV-Kapitän Daniel van Buyten und Guy Demel ihren Ärger am Gegner aus und könnten im Nachhinein belangt werden. »Ich kann nur das bewerten, was ich gesehen habe«, betonte Stark und verwies auf das DFB-Sportgericht, das TV-Bilder auswerten wird.
»Van der Vaart ist ein Superspieler. Aber er geht auf Bojan Neziri zu und knallt ihm voll eine von hinten an den Kopf. Das ist eine klare Tätlichkeit«, fand Wolfsburgs Mike Franz, der für sein anschließendes Einmischen ebenfalls Rot kassierte. Die harte Strafe wollte er nicht einsehen: »Dann hätte es auch 15 andere Platzverweise geben müssen.«

Artikel vom 17.10.2005