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Dass das Museum Huelsmann in der »ersten Liga« spielt, ist nicht zuletzt seiner Sammlung zu verdanken. So wurden sieben Bernsteinobjekte aus der »Schatzkammer« an die Wiener Hofburg für die Ausstellung »Bernstein für Thron und Altar« ausgeliehen, eines davon, ein prunktvolles Segelschiff, ziert sogar die Katalog-Rückseite. Ein Silberobjekt wird in einer Hugenottenausstellung des Deutschen Museum Berlin gezeigt.
Auch die Freundschaftstassen sind Dauerleihgaben, die teilweise bereits zu sehen waren, von November an aber erstmals in einer großen Ausstellung. Jede der reich geschmückten, oft Gold verzierten Tassen ist ein Unikat, geschmückt mit Liebeserklärungen, Treueschwüren und Freundschaftsbekenntnissen. Die Widmungstassen ermöglichen Einblicke in Gefühle, geprägt von großer Innigkeit, Patriotismus, aber auch von Ideenreichtum und frechem Witz.
Die Tassen machen Zeitgeschichte lebendig. Und das gilt auch für die anderen Exponate des Museum Huelsmann.
Vieles wird erst durch Anekdoten und Geschichten zum Leben erweckt, fügt sich ein die die Welthistorie. Wichtig ist Hildegard Wiewelhove die Internationalität der Sammlung: »Wir zeigen englisches Silber, französische Möbel, böhmisches Glas, italienische Fayencen. . .« Besucher aus dem Ausland seien immer wieder begeistert und fasziniert, wenn ihnen ein exquisites Stück aus ihrer Heimat präsentiert würde.
Überhaupt: Menschen, die das Museum zum ersten Mal betreten würden, kämen oft aus dem Staunen gar nicht heraus. Für die Museumleiterin lebt das Haus - nicht zuletzt auch, weil in ihm gelebt worden ist. Die 1865 im klassizistischen Stil erbaute Villa war das Zuhause der jeweiligen Direktoren der Ravensberger Spinnerei und deren Familien.
Die Sammlung ermögliche es, daraus immer wieder neue Ausstellungen zusammen zu stellen, neue thematische Schwerpunkte zu setzen, ergänzt ebenfalls von Leihgaben.
Hochkarätige Museen im In- und Ausland wüßten, dass ihre Leihgaben im Museum Huelsmann in guten Händen seien.
Seit Juni gehört eine weitere Ausstellungsfläche in der Weißen Villa gleich nebenan mit zum Museum Huelsmann. Dort soll Anfang 2006 die nächste Ausstellung eröffnet werden. Hildegard Wiewelhove dankt dem Förderkreis, durch dessen Initiative und Unterstützung es erst gelungen sei, aus den fast schon vergessenen Räumen ein attraktives Museum zu machen: »Da sieht man, wie mit relativ geringen Mitteln eine große Wirkung erzielt werden kann.« Das Gebäude selbst, 15 Jahre früher als die Direktorenvilla errichtet, sei von herausragender Architektur, gebaut wie die Potsdamer Villen. Hildegard Wiewelhove: »Und wer jetzt die Räume betritt, ist einfach baff.«
Der Förderkreis habe durch Neuankäufe auch immer wieder die Sammlung ergänzt.
Von Anfang an hat eine Kammerkonzertreihe zum Museumsprogramm gehört, mindestens genau so beliebt seien die Salongespräche oder die Soiréen. Und natürlich die Reihe »Aber bitte mit Sage«, die Erzählstunde für Erwachsene mit Kaffee und Kuchen. Hildegard Wiewelhove freut sich, dass sich »regelrechte Traditionen« gebildet hätten. Sie ist überzeugt: »Unser Museum ist am Ort verankert - schon allein, weil das Stammpublikum immer wieder kommt.«
Dazu kommt noch ein außergewöhnliches Angebot: An zwei Samstagen im Monat können sich Paare im Museum Huelsmann das Jawort geben - und anschließend den neu gestalteten Direktorenpark als Fotokulisse nutzen. Hildegard Wiewelhove: »Heiraten im Museum ist zum einen Werbung für das Haus, zum anderen aber auch ein wichtiges finanzielles Standbein.«

Artikel vom 08.10.2005