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Arminia-Testspieler saß
in Sambia in Einzelhaft

Linos Chalwe kommt auf Middendorps Empfehlung

Von Hans Peter Tipp
Marienfeld (WB). Eine Empfehlung von Ernst Middendorp war für den DSC Arminia Bielefeld schon einmal viele Tore wert. Er war es, der Isaac Boakye aus Ghana nach Ostwestfalen schickte. Jetzt hat sich der Ex-Trainer wieder mit einem Tipp gemeldet -Êaus Südafrika.

Linos Chalwe heißt der angriffsfreudige Kicker mit dem Empfehlungsschreiben aus den berufenen Händen. Der 25 Jahre alte sambische Nationalspieler, der zuletzt für den südafrikanischen Erstligaabsteiger Manning Rangers aus Durban Tore schoss, trainiert seit gestern mit dem Fußball-Bundesligisten aus Ostwestfalen. Möglicherweise wird Trainer Thomas von Heesen den 1.83 großen Angreifer am heutigen Samstag im Testspiel beim FC Gütersloh (15.30 Uhr) unter wettkampfähnlichen Bedingungen testen.
Für Fußballfreunde in Deutschland ist Chalwe (noch) ein großer Unbekannter. In Afrika und dem gesamten englischsprachigen Raum ist dies jedoch etwas ganz anderes. Dort erlangte der junge Mann aus dem südafrikanischen Land über den Jahreswechsel 2003/2004 eine gewisse Prominenz. Den verbrachte der Fußballer im Gefängnis -Ênicht, weil er irgendetwas Schlimmes angestellt hatte, sondern weil er ohne Erlaubnis seines damaligen sambischen Klubs ins benachbarte Südafrika gefahren war, um ein Probetraining zu absolvieren. Chalwes persönliches Pech war: Sein Verein, die Green Buffaloes, »gehören« der Armee. Und die versteht auch in Sambia keinen Spaß.
Nach der Rückkehr in die Heimat kam Chalwe sofort in Einzelhaft, wo er 28 Tage lang bleiben und sogar Zwangsarbeit leisten musste. Als freier Mann wechselte er dann den Klub und das Land.
Inzwischen ist Chalwe dennoch wie seine jüngeren Brüder Songwe und Sashi Nationalspieler. In der WM-Qualifikation, bei der er zwei Mal zum Einsatz kam (ein Tor), hat Sambia nur knapp den Sprung zur WM 2006 in Deutschland verpasst. Und bei Songwe Chalwe schließt sich der Kreis zu Ernst Middendorp. Der Bruder des Testspielers spielt bei den Kaizer Chiefs, jenem südafrikanischen Klub, den der zweimalige Arminiacoach derzeit trainiert.
Linos Chalwe ist nach eigener Aussage derzeit vertragslos und könnte somit ablösefrei den Verein wechseln. Wie lange er in Bielefeld bleiben wird, ist völlig offen. »Das hängt davon ab, was mein Manager abgemacht hat«, sagte der Angreifer gestern nach seinem ersten Arminiatraining. In den Tagen zuvor absolvierte Chalwe ein paar Übungseinheiten beim Zweitligisten LR Ahlen. Dort aber sortierte Trainer Frantisek Straka den Afrikaner schnell wieder aus. Nicht die Qualität war dabei das entscheidende Moment, sondern die Spielweise. »Wir haben bereits ähnliche Typen im Sturm«, meinte Straka.
Was ebenfalls gegen eine Verpflichtung sprechen dürfte: Chalwe ist mit Sambia für den Afrika-Cup 2006 (20. Januar bis 10. Februar) qualifiziert. Damit würde der 25-Jährige seinem künftigen Arbeitgeber mindestens vier Wochen lang nicht zur Verfügung stehen. Bei Arminia wäre er damit nach Zuma, der Südafrika am Wochenende zur Qualifikation verhelfen soll, und Boakye die dritte Offensivkraft, die in der Rückrundenvorbereitung und den ersten Spielen 2006 fehlen würde.

Artikel vom 08.10.2005