08.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Im Umgang mit Menschen, Natur und Technik

Grundmann bildet in dem neuen Lehrberuf »Fachkraft für Agrarservice« aus -Êflexible Arbeitszeiten

Von Bernhard Hertlein
Rahden (WB). Nicht nur Industrie, Handel und Handwerk, auch die Landwirtschaft entwickelt sich. Und mit ihr verändern sich die Anforderungen an Ausbildungsberufe. Neu hinzu gekommen ist am 1. August 2005 der Lehrberuf »Fachkraft für Agrarservice«.

Für diesen Ausbildungsberuf machen sich die in der Landwirtschaft tätigen Lohnunternehmer seit einem Jahrzehnt stark. Ihre Zahl gibt der Präsident des Bundesverbandes Lohnunternehmer, Alfred Schmid, mit 31 000 an. Von ihnen seien 6000 bis 8000 ausbildungsfähig. Besonders viele Betriebe gebe es in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Im ersten Lehrjahr wird bundesweit mit 80 bis 100 Ausbildungsplätzen gerechnet.
Vom Landwirt grenzt sich die Fachkraft für Agrarservice nach Angaben Schmids dadurch ab, dass die Bedienung und Handhabung von Landtechnik einen viel höheren Stellenwert einnehmen. T-Führerschein und der Befähigungsnachweis zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln sind ebenfalls Teile der Ausbildung. Unterrichtet werden weiter Acker- und Futterbau sowie Biotop- und Gewässerpflege. Hinzu kommen zudem kundenorientierte Dienstleistungen und Betriebs-Marketing.
»Mit den beiden letzten Themen grenzt sich die Fachkraft für Agrarservice am weitesten vom Landwirt ab«, sagt Heinrich Grundmann, Lohnunternehmer im Rahdener Ortsteil Wehe. Nur wer sich durch besseren Service vom Mitbewerber abgrenze, könne dem Preisdruck im Agrarsektor halbwegs ausweichen.
Grundmann ist ein Drei-Generationen-Betrieb, in dem neben Heinrich auch Vater Wilhelm und Sohn Carsten Grundmann mitarbeiten. Neben dem Lohnbetrieb, dessen Kunden etwa im Umkreis von 30 Kilometer um Rahden zu Hause sind, bewirtschaftet das Unternehmen auch einen Hof mit 300 Hektar, davon die Hälfte Kartoffelanbau. Auf dem übrigen Teil der Fläche gewinnt Grundmann Getreide, Mais, Raps, Hanf und Erbsen. In den Ställen stehen 150 Mastbullen und 30 bis 35 Sauen. Grundmann beschäftigt acht feste Mitarbeiter plus sieben bis zehn Saisonkräfte.
Flexibilität und Arbeitseifer sind nach Aussage Heinrich Grundmanns unabdingbar für den Beruf. Die Bereitschaft, in der Saison auch Sonntags zu arbeiten sei wichtiger als ein um eine Zehntelnote besseres Zeugnis. Besonders schön sei an dem Beruf, dass er Natur und Technik verbinde. Die Löhne erreichen laut Tarifvertrag im ersten Lehrjahr 465 (ab 18: 507), im zweiten 490 (538) und im dritten 536 (566) Euro.
Mit dem Ausbildungsberuf »Fachkraft für Agrarservice« beendet das WESTFALEN-BLATT die Serie über neue Lehrberufe. Wir bedanken uns bei den Fachleuten der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen und der OWL-Handwerkskammer zu Bielefeld für die gute Zusammenarbeit.

Artikel vom 08.10.2005