08.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hartz im Visier der Justiz

VW-Affäre: Büroräume durchsucht - auch Piëch unter Druck

Braunschweig (dpa/Reuters). In der VW-Affäre um Schmiergeldzahlungen und »Lustreisen« für Betriebsräte ist jetzt auch der langjährige Personalvorstand Peter Hartz ins Visier der Justiz geraten. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue ein.
Der Staatsanwalt ermittelt gegen Ex-Personalvorstand Peter Hartz.

Bei der Überprüfung der von Hartz als Zeuge vorige Woche gemachten Aussagen hätten sich Anhaltspunkte ergeben, dass der frühere Arbeitsdirektor Kenntnis von Spesen und Vergünstigungen an den Betriebsrat gehabt habe und diese gebilligt oder unterstützt haben könnte, teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig am Freitag mit.
Deshalb seien nun die Arbeitsräume von Hartz bei VW durchsucht und Beweismaterial sichergestellt worden.
Hartz - der Architekt der umstrittenen Arbeitsmarktreformen von Bundeskanzler Gerhard Schröder - war Anfang August wegen der Vorwürfe gegen Mitarbeiter aus seinem Verantwortungsbereich in den Ruhestand getreten.
Die Durchsuchung des Büros von Hartz erfolgte, nachdem der entlassene Personalmanager Hans-Joachim Gebauer von der Staatsanwaltschaft vernommen worden war. Gebauer habe in der gut fünfstündigen Vernehmung am Vortag umfassend Stellung zu dem Bereich der Spesen und der sogenannten »Lustreisen« bei VW genommen. »Inwieweit es dabei ein System gegeben hat und es in diesem Zusammenhang zu Straftaten gekommen ist, wird man im Zuge der Ermittlungen zu überprüfen haben«, sagte ein Behördensprecher.
Angeblich gab es einen Spesentopf, aus dem ohne nähere Detailprüfungen Auslagen erstattet wurden. Auch über Blanko-Schecks wurde berichtet, über die fünfstellige Summen abgerechnet worden sein sollen.
Gebauers Anwalt, der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, griff in diesem Zusammenhang auch VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch scharf an. »Herr Piëch wird in der Zukunft eine Reihe von Fragen beantworten müssen«, sagte Kubicki. Gebauer gehe davon aus, »dass auch Vorstand und Aufsichtsrat von VW über die Lustreisen informiert gewesen sein müssen«.
Zudem zeichnet sich jetzt ein Streit um die Funktion von Piëch als Aufsichtsratschef ab. Mehrere Mitglieder des Gremiums wollten versuchen, ihn auf der Sitzung zum Porsche-Einstieg am Montag aus dem Amt zu drängen, schrieb die »Financial Times Deutschland«. Grund sei vor allem die Beteiligung des Aufsichtsratschefs an Porsche.
Seite Wirtschaft: Bericht,
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 08.10.2005