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Italiens Analysten trinken Milch

Parmalat nach 22 Monaten an die römische Börse zurückgekehrt

Rom (dpa). Knapp 22 Monate nach seiner spektakulären Pleite ist der italienische Milch-Riese Parmalat gestern an die Börse zurückgekehrt. Als Startkurs für die Aktie wurden 3,15 Euro festgesetzt.

Der erneute Börsengang war möglich geworden, nachdem die Gläubiger einer Umwandlung ihrer Forderungen in Aktien zugestimmt hatten. Insgesamt waren vorm Börsenstart 1,6 Milliarden neue Aktien zum Nennwert von einem Euro ausgegeben worden.
Parmalat war Ende 2003 im Rahmen eines riesigen Bilanzfälschungsskandals unter einem Finanzloch von fast 15 Milliarden Euro zusammengebrochen. Unternehmensgründer Calisto Tanzi steht derzeit in Mailand wegen Kurstreiberei und Bilanzfälschung vor Gericht.
Politiker der Mitte-Rechts-Regierung dankten Insolvenzverwalter Enrico Bondi bei einer Zeremonie zum Börsenstart für die geleistete Arbeit. Der Manager hatte unter anderem zahlreiche Banken - darunter Citigroup, Deutsche Bank, UBS und Credit Suisse - auf hohen Schadenersatz verklagt. Er wirft ihnen vor, schon vor dem Zusammenbruch von der wahren Finanzlage des Konzerns gewusst zu haben. Durch die Forderungen will er das beim Konkurs verlorene Geld wieder einbringen.
Nach der Rückkehr an die Borsa Italiana sieht Bondi nach eigenen Worten seine Arbeit als beendet an: »Die Insolvenzverwaltung tritt damit einen Schritt zur Seite und übergibt das Wort dem Markt«, sagte er. Unterdessen reißen Gerüchte nicht ab, wonach unter anderem der französische Konzern Lactalis und der italienische Frischmilch- Produzent Granarolo an einer Übernahme interessiert sind. »Die Jagd auf die Neue Parmalat beginnt«, titelte die Zeitung »La Repubblica«.

Artikel vom 07.10.2005