15.10.2005
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Es war 1955, als der amerikanische Student Jim Henson in einer Anzeige las, dass ein lokaler Fernsehsender einen Puppenspieler suchte. Der 19-Jährige hatte mit Puppenspielen nichts im Sinn, wollte aber unbedingt zum Fernsehen. Also nahm er sich den Ärmel einer alten, verfusselten Damenjacke in einem viel zu grellen Grün, schnitt ein Loch für den Mund hinein, nähte es mit rotem Filz aus und klebte oben zwei Tischtennisbälle als Augen drauf. Was das darstellen sollte, konnte niemand erkennen - vielleicht noch am ehesten eine Eidechse. Bevor die Puppe erstmals als Frosch identifiziert wurde, sollten 14 Jahre vergehen. Doch von Anfang an hieß sie Kermit - angeblich nach Hensons Schulfreund Theodore Kermit Scott.
Zusammen mit einigen Kollegen bestritt Kermit das Fünf-Minuten-Programm »Sam and Friends« (»Sam und Freunde« heißt das auf deutsch). Im Laufe der Zeit passte Henson die uralte Tradition des Puppenspiels den Erfordernissen des Fernsehens an. Handpuppen oder Marionetten hatten bis dahin ein starres Gesicht - Henson verhalf ihnen zur Mimik: Er gestaltete zum Beispiel Kermits Mundpartie so, dass der Puppenspieler durch Zusammenziehen seiner Hand im Kopf der Figur die unterschiedlichsten Grimassen erzeugen konnte. Und er brachte an Kermits Froschhänden Spielstäbe nach der Art von Stockpuppen an, was dessen wildes Gestikulieren ermöglichte.
Der Durchbruch für Kermit kam 1971 mit seinem ersten Auftritt als rasender Reporter mit Mikrofon und Trenchcoat in der »Sesamstraße«. Doch mit den bekannten Figuren Ernie, Bert, dem Kekse futternden Krümelmonster und eben auch dem Frosch Kermit wurde Jim Henson binnen weniger Jahre weltbekannt. Seine »Muppetshow« produzierte nicht etwa das amerikanische Fernsehen, sondern ein Engländer, Lord Lew Grade. Sie wurde eine der erfolgreichsten Serien der Fernsehgeschichte. Auch eure Eltern erinnern sich gerne daran.
Artikel vom 15.10.2005