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Lernen per Tastendruck
Erste Handyschule in Paderborn macht Menschen jedes Alters fit für das Mobiltelefon
Walter Matschin (74) und seine Frau Anna (70) denken seit ein paar Wochen darüber nach, sich ein Handy zu kaufen. Das reiselustige Ehepaar möchte in Zukunft für die Kinder besser erreichbar und für Notfälle gerüstet sein. Auch der gehbehinderte Alfred Lickfeld (72) würde sich wohler fühlen, wenn er einen »heißen Draht« zu seinem Arzt hätte. Ein Mobiltelefon wäre wirklich praktisch - wenn man es doch nur bedienen könnte.
Das ist nämlich für viele, nicht nur ältere Nutzer, ein großes Problem, denn moderne Geräte können längst mehr als nur telefonieren, und Abkürzungen wie SMS, MMS, WAP, GPRS oder UMTS machen die Produktbeschreibung nicht gerade verständlicher. Zudem tauchen mehr und mehr englische Vokabeln auf (zum Beispiel Bluetooth oder Roaming), die mancher Kunde nicht einmal aussprechen kann.
»Um die Bedienungsanleitung zu verstehen, müsste man studiert haben«, klagt so mancher Handybesitzer. Und genau das dachte sich auch der 52-jährige Xaver Lühnen. Als ehemaliger Siemens-Mitarbeiter, der bei seinem früheren Arbeitgeber in der Aus- und Weiterbildung tätig war, kennt er Marktanalysen, aus denen hervorgeht, welche Funktionen an Mobiltelefonen die Kunden tatsächlich nutzen: »Nur etwa 42 Prozent der technischen Möglichkeiten werden in der Praxis ausgeschöpft«, weiß er.
Deshalb machte sich der Kommunikationstechniker nach dem Verlust seines Jobs selbstständig und gründete im Sommer 2005 die »Handyschule Paderborn«. Sie soll Anlauf- stelle sein für Menschen, die ihr kleines Technikwunder besser kennen lernen oder sich beim Kauf eines neuen Mobiltelefons beraten lassen möchten.
Bereits nach wenigen Wochen stand fest, dass er mit seinem Projekt ins Schwarze getroffen hatte, denn es »wird hervorragend angenommen«.
Die Handyschule knüpft da an, wo kommerzielle Shops aufhören. Zielgruppe sind vor allem Senioren, Kinder, Eltern und behinderte Menschen. »Ist doch logisch, dass ich einem 20-Jährigen nicht die Funktionen eines Handys erklären muss, sondern vielmehr denjenigen, die mit dieser Technik nicht groß geworden sind«, sagt Xaver Lühnen.
Er möchte Berührungsängste abbauen und Basiswissen vermitteln: Wie lege ich die SIM-Karte richtig ein? Wie schreibe ich eine SMS? Wie speichere ich neue Nummern in mein Telefonbuch, oder wie bespreche ich meinen Anrufbeantworter? Das sind nur einige der Fragen, die im Grundkurs für Einsteiger behandelt werden.
Eine 90-minütige Doppelstunde kostet 20 Euro, das Seminar für Fortgeschrittene schlägt mit 25 Euro zu Buche. Eine reine Tarif- und Handyberatung kostet lediglich 10 Euro. Die besondere Aufmerksamkeit gilt dem Thema »Notruflösungen«. Hersteller- und Netzunabhängig will Xaver Lühnen einen Überblick über Speziallösungen geben, die auf dem Markt sind. Zu seinen persönlichen Favoriten gehört zum Beispiel das Drei-Tasten-Notrufhandy. Fortsetzung auf Seite 5

Artikel vom 28.10.2005